Raus aus den Schulen

Gestern war Girls Day, und 6.000 Schülerinnen strömten aus, die Berufswelt zu erkunden. Mit dabei: 14 Behinderte

Bremen taz ■ Bremens Schulen waren gestern „mädchenfrei“ verkündete Frauke Schüdde-Schröter vom Landesinstitut für Schule und war dabei sichtlich stolz. Rund 6.000 Bremerinnen aus den sechsten bis zehnten Klassen zogen los – um in Jobs zu schnuppern, die immer noch als „typisch männlich“ gelten.

Mit dabei an diesem vierten „Girls Day“ war auch eine kleine Gruppe lern- und körperbehinderter Schülerinnen. Insgesamt 14 von ihnen kamen ins Berufsbildungswerk und arbeiteten unter Anleitung weiblicher Auszubildenden einen Tag lang im Holz- und Metallbau, als Gartenbauerinnen oder Raumausstatterinnen. „Es war das erste Mal, dass ein offenes Angebot speziell für behinderte Mädchen geschaffen wurde“, so Schüdde-Schröter.

Bremens Gleichstellungsbeauftragte Ulrike Hauffe lobte das Projekt als „sehr gute Idee“. Ohnehin sei der Anteil an Schülerinnen, die sich am Girls Day beteiligten, in keinem anderen Bundesland so groß wie hier, betonte Hauffe. Auch die Resonanz in den Unternehmen sei in Bremen viel stärker als anderswo.

Einen „Boys Day“ sieht die Gleichstellungsbeauftragte hingegen nicht gerne. Es gehe darum, Mädchen Mut zu machen, sich für Berufe jenseits der Klischees zu entscheiden, so Hauffe. Eine Vermischung der Geschlechter sei da hinderlich.

Nur geistig behinderte Mädchen mussten gestern leider draußen bleiben: Für sie gibt es Schüdde-Schröter zufolge bislang kein zentrales Angebot. Hier müssten die Eltern selbst aktiv werden.

Allerdings kann nicht jede behinderte Schülerin später einen technischen Beruf ergreifen. So könnten Körperbehinderte als Zahntechnikerinnen oder in Metallberufen, nicht aber im Holzbau ausgebildet werden, sagte Gerd Meyer-Rockstedt, Geschäftsführer des Berufsbildungswerks. Zwar gebe es Rollstuhlfahrer im Metallbau – „aber das sind exotische Fälle.“ frs