Maritime Meile am Ende

PLEITE Mit dem Beschäftigungsträger Bootsbau Vegesack ist auch das Tourismus-Projekt „Schaufenster Bootsbau“ der „Maritimen Meile“ gescheitert

Die Zuschüsse der Arbeitsagentur für Beschäftigungsprojekte werden Jahr für Jahr gekürzt.

von Klaus Wolschner

Am Mittwoch, den 29. Februar, ist endgültig Schluss: Das Arbeitsmarktprojekt „Bremer Bootsbau Vegesack““ (BBV) schließt und damit läuft die „Maritime Meile“, Vegesacks große Tourismus-Idee, ins Leere: Nur noch das Ausflugs-Café zur „Zur gläsernen Werft“ markiert das Ende des aufwändig gestalteten Uferweges, der am alten Vegesacker Hafen beginnt.

Es sei „ein Fortführungskonzept für den Standort ohne die BBV zu entwickeln“, teilte der Senat auf eine Anfrage der CDU Anfang Februar mit. „Hierbei ist auch zu klären, ob und wie eine Fortführung des Projektes Schaufenster Bootsbau möglich ist.“ Die Wahrheit ist: Seit Februar 2011 kann die BBV die 9.000 Euro Monatsmiete nicht mehr zahlen, spätestens seit diesem Zeitpunkt wusste die Wirtschaftsfördergesellschaft und damit auch der Wirtschaftssenator Martin Günthner (SPD), dass die Insolvenz droht. Die zweite übrigens – 2007 war das Projekt schon einmal insolvent. Günthners Fachleute vom Ressort für Arbeit wissen es mindestens genauso lange: Die Zuschüsse der Arbeitsagentur für solche Beschäftigungsprojekte werden Jahr für Jahr gekürzt. Kaum vorstellbar, dass sich das Ressort nicht gefragt hat, wie die ehemalige „Gläserne Werft“ das verkraften kann. Denn Material, Werftplatz-Miete und Ausbilder-Kosten sind deutlich höher als bei anderen Beschäftigungsprojekten – und verkaufen darf die BBV ihre Schiffe nicht, um den privaten Werften keine Konkurrenz zu machen. Schon beim ersten Konkurs waren daher erhebliche Werte als „Masse“ da. Allein das Hostel-Schiff „Weser“, das vor der Jugendherberge liegt und der BBV gehört, dürfte in der aktuellen zweiten Insolvenz mehr Wert haben, als die aufgelaufenen Schulden ausmachen.

Wie sehr das Kombi-Projekt aus Schiffbau-Lehre für Arbeitslose und Tourismus-Schau immer schon finanziell auf wackeligen Füßen stand, zeigt die lange Liste der öffentlichen Zuschüsse. Insgesamt sind in die Planungen und das Gelände, auf dem sich die BBV und das Tourismus-Projekt befinden, seit dem Jahr 2001 weit mehr als 3,5 Millionen Euro geflossen. Allein der Schiffsanleger, der die Touristen-Massen bringen sollte, kostete 300.000 Euro. Im Jahre 2010 wurde noch ein „Bootsbaulehrpfad“ für 75.000 Euro fertiggestellt. Rund 150 Arbeitslose fanden in den Schiffbauer-Werkstätten Arbeit. Wie viele von ihnen nach dieser Maßnahme einen Arbeitsplatz gefunden haben, das weiß der Senat nicht – es wird von den Maßnahmeträgern nicht erfasst. Ein Viertel seien es gewesen, sagt die BBV-Geschäftsführerin Dagmar Oldenburg. Eben weil es eine intensive Ausbildung und eine intensive soziale Betreuung der Teilnehmer gab: „Man zerschlägt hier Strukturen, die funktionieren, aber einfach unterfinanziert sind.“

Das Tourismusprojekt „Schaufenster Bootsbau“ ist aber schon früher gescheitert. Von 100.000 Besuchern hatten Bremens Tourismus-Förderer mal gesprochen, um die Millionen-Zuschüsse als „Investition“ ausgeben zu können. 2.500 zahlende Besucher waren 2009 gezählt worden, 3.500 im Jahre 2010.

Die Maritime Meile ist nicht das einzige erfolglose Projekt, das Vegesack attraktiver machen sollte. Es fehlen auch Ideen, wie es mit der Markthalle auf dem Sedanplatz weiter gehen soll, die einmal mit zwei Millionen Euro Zuschuss des Wirtschaftssenators gebaut wurde und eine konzeptionelle Pleite nach der anderen erlebte. Inzwischen wird das hohe Glasgebäude von der Suppenküche des Bürgerhauses und einem Kinderzirkus genutzt.