Erster Auftritt bleibt zweideutig

Der neue Kölner Kulturdezernent Georg Quander wehrt sich nach seiner Wahl gegen Vereinnahmung durch „Pro Köln“. Freie Kulturszene fürchtet konservative Amtsführung

KÖLN taz ■ Eher unbedarft hat sich der neue Kölner Kulturdezernent Georg Quander in Sachen politische Kultur gezeigt. Bis kurz vor seiner Wahl am Donnerstag im Stadtrat hatte er den Ratsfraktionen und -gruppen Besuche abgestattet, darunter auch der rechtsextremen Gruppierung „Pro Köln“. Die lancierte kurz vor der Ratssitzung eine Pressemitteilung mit dem Titel „Quander stellt sich bei pro Köln vor“. Der Tenor: Der Ex-Intendant der Deutschen Staatsoper Berlin setze „in der Auseinandersetzung mit der multikulturellen Gesellschaft“ auf – so das angebliche Zitat Quanders – die „Betonung unserer deutschen Kultur“.

In Köln lebende Menschen anderer Nationalität sollten, so gab die Pressemitteilung den neuen Dezernenten wieder, verstärkt deutsch lernen, fremdsprachige Kulturangebote hätten gegenüber deutschen eine geringere Priorität. Quander zeigte sich gestern von diesem Vorgehen überrumpelt: „Hoppla, habe ich hinterher gedacht.“ Diese Aussage über die Betonung der deutschen Kultur „stammt so nicht von mir“, stellte er klar. Er sei von „Pro Köln“ „sehr verkürzt und sehr selektiv“ wiedergegeben worden. Dabei sei ihm wichtig, mit dem kulturellen Angebot auch die Migranten, insbesondere die jugendlichen, zu erreichen. Vorzugsweise mit Musik und Tanz, „weil das nonverbal, also unmittelbarer geht“. Es gebe in Köln bereits mehrere fremdsprachige, auch türkische Theater. „Das ist ganz wunderbar.“ Allerdings, so schränkte er ein, „meine ich nicht, dass man das unbedingt ausweiten sollte“. Migranten müssten an deutschsprachiges Theater herangeführt werden, um „nicht Parallelgesellschaften zu verstärken“. Dass er „Pro Köln“ einen Besuch abgestattet habe, sei nicht seine Entscheidung gewesen, er sei nur dem Terminplan gefolgt.

Seine vordringlichste Aufgabe sieht der Neue darin, „möglichst viele Gespräche zu führen, zuzuhören und Menschen kennen zu lernen“. Dabei steht sein Engagement für die freie Kulturszene noch auf dem Prüfstand. So bescheinigt Reiner Michalke vom „Kulturnetz Köln“, der bei zwei Fraktionsbesuchen Quanders dabei war, dem Neuen „auf den ersten Blick ein konservatives, rückwärts gewandtes kulturelles Verständnis“. Er verspreche sich „nicht viel“ von ihm für die freie Szene. Anders Gerhardt Haag von der „Theater-Plattform“. Quanders Fürsprache für die freie Szene und einen höheren Kulturetat habe ihm gut gefallen. „Hoffentlich hält er es durch“, sagte Haag. Quander muss noch vom Regierungspräsidenten in seinem Amt bestätigt werden. ISABEL FANNRICH