SOS an die Bremer

Bremer Flüchtlinge aus Togo sind in größter Sorge vor einem Bürgerkrieg. Die Welt müsse Togo für eine Demokratisierung beistehen. Die Evangelische Mission organisiert bereits humanitäre und medizinische Hilfe im Falle von Evakuierungen

bremen taz ■ Mit der Zunahme der Unruhen in Togo stehen bei der Norddeutschen Mission die Telefone nicht still. Die evangelische Organisation mit Sitz in Bremen und traditionell engen Verbindungen ins Westafrikanische Küstenland organisiert bereits erste medizinische Hilfslieferungen. Denn dort droht ein Bürgerkrieg. Große Teile der togoischen Bevölkerung erkennen ein offenkundig manipuliertes Ergebnis der Präsidentschaftswahlen zugunsten des Sohnes des im Februar verstorbenen, langjährigen Diktators Eyadéma nicht an. Allerorten kommt es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Viele Bremer Flüchtlinge aus Togo sind in größter Sorge – und fordern Hilfe.

„Ich habe seit Sonntag keinen Telefonkontakt mehr nach Lomé“, berichtet beispielsweise James Atayi. Der 38-Jährige kam vor neun Jahren nach Deutschland, nachdem er wegen regierungskritischer Veröffentlichungen in der Auslandspresse vom Regime verfolgt wurde. Er ist heute als politischer Flüchtling anerkannt. „Alle Telefonate werden abgehört und gezielt unterbrochen“, weiß er. So werde es der demokratischen Opposition erschwert, Kontakte ins Ausland zu halten, während Togo zurückfalle in die Vergangenheit. „Anders kann man das nicht bewerten, wenn vor laufender Kamera Wahlurnen gestohlen werden.“ Dabei war „der Tod Eyadémas ein Geschenk“, sagt er. Die Weltöffentlichkeit müsse dringend einen demokratischen Neubeginn unterstützen – und auch praktisch helfen. „Togo ist schon lange wirtschaftlich schwach“, sagt er. Die Menschen hätten keine Reserven – und könnten nicht einmal mehr Medikamente bezahlen.

Der bremische Togoer Sese-Rekuah Ayeva, Vertreter der liberalen demokratischen ATLMC, berichtet unterdessen von zunehmenden Ausschreitungen, Brandstiftung und Verhaftungen durch das regimetreue Militär. Allein in Lomé sind nach seinen Angaben rund hundert Personen ums Leben gekommen – wobei die offiziellen Seite nur 30 bestätige. Zugleich seien Tausende von Togoern auf der Flucht.

Britta Ratsch-Menke von der Ökumenischen Ausländerarbeit fordert, Flüchtlingen aus Togo endlich größeren Schutz in Deutschland zu gewähren. Die jüngsten Ereignisse machten deutlich, dass erneut auf absehbare Zeit nicht nach Togo abgeschoben werden könne. Für Flüchtlinge, die sich schon lange in Deutschland aufhalten, müsse man endlich eine klare und menschliche Perspektive schaffen. Das Zuwanderungsgesetz gebe dazu Möglichkeiten.

Nach Angaben der Innenbehörde leben derzeit 38 Menschen aus Togo in Bremen, die nur geduldet werden – zumeist weil die Passbeschaffung nicht gelinge. Doch stünden Abschiebungen nicht bevor. ede