berliner szenen Zwei Eiserne Damen

Maria Schell in Stereo

Maria Schell ist tot. Ich kann zu ihrem schauspielerischen Lebensweg eigentlich gar nichts sagen, und doch ist sie mir präsenter als irgendeine andere Frau aus dem Fernsehen, mit Ausnahme vielleicht noch von Margareth Thatcher. Ich war fernsehsüchtig und allein zu Haus, jeden Nachmittag nach der Schule in den frühen Achtzigern. Fernsehsüchtig in einer Zeit, als von morgens bis circa 15 Uhr nichts im Fernsehen kam außer Testbildern, die mit monotonem Piepen unterlegt waren oder mit Radio. Theoretisch konnte man bei diesen Grafiken mit verschiedenen Farb- und Graufeldern seinen Fernseher justieren, aber praktisch machte man es lieber so, dass man bei einer normalen Sendung so lange drehte, bis die Hauttöne natürlich wirkten.

Dann war da noch jeden Tag die Werbung für den Zweikanalton, eine Zusammenstellung von Filmausschnitten zum Zwecke der Popularisierung dieses Stereo-Effekts, relativ absurd, weil der nur mit einem solch neuartigen Gerät bemerkt werden konnte. Ich sah es trotzdem jeden Tag, die ständige Wiederholung hat mir alles ins Gedächtnis eingebrannt, vielleicht 200-mal habe ich sie gesehen. Margaret Thatcher sagte charmant und überzeugend: „Sometimes it needs an iron lady!“, zwei bayerische Trachtenjodler sangen: „Oh heiliger St. Florian, du Wasserkübelmann, verschon unsere Häuser, zünd andere an!“, dann kamen Maultrommler. Und schließlich war Maria Schell auf dem Mars. Mit einem bärtigen Ehemann. Sie bemerken, dass ihre Kinder Außerirdische sind. Maria Schell nahm die doch befremdliche Information, nach der ihre eigenen Kinder Aliens seien, merkwürdig gefasst auf. Vielleicht war sie auch eine dieser seltsamen starken Frauen, „Sometimes it needs an iron lady!“ FALKO HENNIG