: Der Sommer ist rund
Die Weltmusik-Events boomen, und die weißen Flecken auf der Landkarte werden immer weniger. Ein Überblick über alle wichtigen Festivals der Republik und die besten Konzerte der Saison
Von DANIEL BAX
Sobald das Wetter besser wird, bricht wieder die Zeit der Freiluft-Festivals an. Und immer mehr Festivals der Republik weisen einen weltmusikalischen Schwerpunkt auf.
Den Auftakt in die Sommer-Saison bildet der Karneval der Kulturen, der an Pfingsten (13. - 16. Mai) bereits zum zehnten Mal durch die Straßen von Berlin-Kreuzberg zieht, und längst zu den festen Institutionen der Stadt gehört: im letzten Jahr besuchten 1,8 Millionen Menschen die Parade, das dreitägigen Straßenfest und die zahlreichen Parties am Rande des Umzugs. Eingeläutet wird das Ereignis, auch das hat schon Tradition, mit dem „Carnival BerlimBrasil“ am Wochenende zuvor.
Ebenfalls an Pfingsten (13. - 16. Mai) findet das altehrwürdige Moers-Festival zum 34. Mal statt, und zum letzten Mal unter der Leitung ihres Gründers Burkhard Hennen. Zu seinem Abschied sind mit Mercan Dede und dem DuOud zwei spannende Projekte aus der Ethno-Elektronik-Ecke zu bestaunen, und Headliner der „African Dance Night“ am 15. Mai ist niemand Geringeres als der Kronprinz des Afrobeat, Femi Kuti.
Zum ersten Mal wird in Karlsruhe das groß angelegte Fächerwelt-Festival veranstaltet (20. bis 29. Mai), vom Kulturzentrum Tollhaus und anderen. Neben Konzerten, Filmen und Austellungen sind internationale Stars wie Khaled, die Fado-Diva Mariza oder dem Buena-Vista-Crooner Ibrahim Ferrer angekündigt, sowie ein Afrika-Tag mit Oliver Mtukudzi aus Simbabwe, dem Gitarristen Habib Koité sowie dem Duo Amadou & Mariam, beide aus Mali.
Zum Ende des Monats ruft das Africa Festival nach Würzburg (26. - 29. Mai). In seinem 17. Jahr hat es sein Spektrum erweitert, um die „afrikanische Diaspora“ noch stärker als bisher einzubeziehen: In diesem Jahr locken die Zouk-Kapelle Kassav von der Karibik-Insel Guadaloupe, der kubanische Shooting-Star Raul Paz, der Blues-Gitarrist Lucky Peterson sowie Julian Marley und Rita Marley, die beide das Andenken ihres verstorbenes Angehörigen feiern werden.
Von Mai bis Juli sorgt das Weltnacht-Festival für gute Konzerte in Bielefeld und der Region. Vor 15 Jahren aus „Afrika-Wochen“ hervor gegangen, präsentiert es heute mit der Tuareg-Band Tinariwen, der griechischen Sängerin Kristi Stassinoupoulou und der Reggae-Legende Third World ein breites Spektrum verschiedenen Stile.
Das Masala-Festival in Hannover (1.-12. Juni) eröffnet mit der kapverdischen Sängerin Terezinha Araújo, später folgen Zap Mama, Takfarinas und die Polka-Band Hiss. Auf dem Kirchentag in Hannover wird das Masala-Team am 27.5. mit Sam Tshabalala und Djamel Laroussi „Die Klänge Afrikas“ vorstellen.
Das Stimmen-Festival in Lörrach (24.6.- 31.7.) sorgt mit Seu Jorge, Badi Assad und Calexico für namhaften Besuch im südlichen Dreiländereck, und hat mit Terry Callier & Nitin Sawhney, Khaled & Transglobal Underground sowie einem panafrikanischen Abend auch einige reizvolle Kombinationen zusammen gestellt. Und nicht zuletzt machen im Kulturzelt in Kassel zwischen dem 24.6. und dem 7.8. mit Adam Green, den 17 Hippies, Silvana de Luigi und Manuel „Guajiro“ Mirabal, dem Trompeter des „Buena Vista Social Clubs“, einige illustre Namen Station.
Der Juli beginnt mit dem Tanz- und Folkfest Rudolstadt (1. - 3. Juli), das neben deutschen Volksmusik-Ikonoklasten wie Biermösl Blasn und den Global Krynern mit internationalen Gästen wie Sergent Garcia, Kardes Türküler und Marianne Faithful aufwartet.
Die Heimatklänge in Berlin (6. Juli -14. August) stehen schon ganz im Zeichen der kommenden Fußball-WM, die ihre Schatten voraus wirft: Sie laden unter dem Motto „Copa Americana“ mit El Gran Silencio, dem Bajofondo Tango Club und Silverio Pessoa schon mal einige der besten Musiker aus Südamerika.
In diesem Jahr findet der Confederations Cup in Deutschland statt. Passend dazu, präsentieren die Heimatklänge daher vom (15.6. -29.6.) auch noch die Party-Reihe „ConfedClub“ mit den Gruppen Caramelo Santo aus Argentinien, Les Babacools und Funk‘n‘Lata aus Brasilien.
In der Kulturarena Jena stehen (7. Juli bis 21. August) unter anderem das Renegades Steel Orchestra aus Trinidad, aber auch Johnny Clegg und Zap Mama auf dem Programm.
Das Festival Viva AfroBrasil (8. -9. Juli) in Stuttgart feiert sein 20. Jubiläum mit Margareth Menezes und Beth Carvalho, während eine Woceh später, bei der Partner-Veranstaltung auf dem Marktplatz in Tübingen (16. -18. Juli), die Kapelle Olodum, Lenine, Trio Mocoto, Jorge Ben Jor auflaufen werden.
Zum Abschluß der Saison steigt in Berlin das Festival „Popdeurope“ (16. Juli bis 7. August). Einst im Haus der Kulturen der welt beheimatet, findet in diesem Jahr erstmals an neuer Stelle statt, und bringt unter anderem Shantel, Calexico und Señor Coconut in die Arena nach Berlin. Etwas Vorfreude kann man aber schon am 12. Mai mit Ojos de Brujo und Muchachito Bombo Infierno sammeln.
Und die Summer Stage in Köln gibt sich am 16. Juli mit „Avanti Pop!“ ganz italienisch: die Ska-Band von Roi Paci, dem sizilianische Trompeter von Manu Chao, sowie das Sud Sound System, Italiens Antwort auf Seeed, werden dann den Tanzbrunnen erschüttern.
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