Griechen retten Europas Banken

EUROKRISE Griechischer Staatsbankrott vorerst verhindert. Neue Hilfsgelder sollen auf Sperrkonto fließen, um Schuldenrückzahlung zu garantieren. Gläubiger atmen auf

BERLIN/BRÜSSEL taz/dpa/dapd Das zweite große Rettungspaket zur Abwendung eines griechischen Staatspleite ist geschnürt. Es umfasst 130 Milliarden Euro Hilfsgelder und einen Schuldenverzicht privater Gläubiger von 107 Milliarden. Auf diese Lösung einigten sich die Euro-Finanzminister am Dienstagmorgen.

Griechenland muss mehr Kontrollen akzeptieren und einen Teil seiner Budgethoheit abgeben. Dazu gehört ein von Deutschland gefordertes Sperrkonto, von dem die Schulden zurückgezahlt werden sollen.

Im Rahmen dieser Vereinbarungen erklärte sich der Privatsektor bereit, Athen einen Teil seiner Forderungen zu erlassen. Die Banken sollen auf 53,5 Prozent ihrer Forderungen an Griechenland verzichten. Das bedeutet für Athen eine Entlastung um 107 Milliarden Euro. „Die Verluste werden beachtlich sein, aber sie sind begrenzt“, sagte der Chef des Internationalen Bankenverbandes (IIF), Charles Dallara. Der größte Vorteil für Athen und für die Investoren sei, „dass wir es geschafft haben, eine ungeordnete Pleite abzuwenden“. Der griechische Ministerpräsident Lucas Papademos bezeichnete die Einigung als „historisch“.

Auch die öffentlichen Geldgeber legten drauf: Für die bilateralen Kredite des ersten Hilfspakets in Höhe von 110 Milliarden Euro, die im Mai 2010 Griechenland gewährt worden waren, halbieren sie die vereinbarten Zinsen. Der Finanzdruck in Athen ist immens: Am 20. März muss Griechenland 14,5 Milliarden Euro Schulden tilgen. Unklar bleibt, ob sich auch wieder der Internationale Währungsfonds (IWF) als Geldgeber einbringen wird. Am ersten Paket hatte sich der IWF zu einem Drittel beteiligt. IWF-Chefin Christine Lagarde machte einen bedeutsamen Beitrag des IWF von einer Aufstockung des neuen Eurokrisenfonds ESM abhängig. FLEE, LKW

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