kurzkritik
: Unendlich viele Zwischentöne

Das gibt es selten, wenn nicht gar nie in deutschen Opernhäusern: Wiederaufnahmen nach Jahren, und das sogar zweimal. 1997 war die Premiere von Georges Bizets „Carmen“ in der ebenso klugen wie fulminanten Inszenierung der jungen Karin Beier, die damit ihre erste Opernregie vorlegte. 2002 gab es eine zweite Aufführungsserie und nun steht die mittlerweile legendäre Aufführung zum dritten Mal im Spielplan.

Getragen wird sie vom Kult gewordenen Traumpaar Fredrika Brillembourg und Bruce Rankin, die erneut in schauspielerisch phänomenaler Weise die Tragödie der Carmen auf die Bühne brachten. Brillembourg ist stimmlich noch gewachsen, auf erschütternde Weise und mit unendlich vielen Zwischentönen zeigt sie eine Frau, die liebt, was der Partner, der alles, wirklich alles falsch macht, nicht zulässt. Ihr Tod ist in dieser Inszenierung ein Selbstmord. Und Don José wird schier wahnsinnig im Konflikt zwischen seiner versuchten Liebe, dem Militär und der sterbenden Mama, repräsentiert von dem weißen Engel Michaela.

Das Orchester unter der Leitung von Florian Ludwig war gut drauf und trug das Seine zu einer wieder mitreißenden Aufführung bei, für die man sich rechtzeitig Karten sichern sollte. usl

Weitere Aufführungen: 8., 15., 21. Mai