TOGO ZEIGT: DEUTSCHLAND BRAUCHT EINE EIGENE AFRIKAPOLITIK
: Großmacht wider Willen

Für Deutschland ist Togo völlig unwichtig – für Togo ist Deutschland eine Großmacht an vorderster Front. Die Zerstörung des Goethe-Instituts in der Hauptstadt Lomé hat das nun auch der Bundesregierung klar gemacht.

Lange Zeit war Deutschland, vor allem Franz Josef Strauß und sein CSU-geführtes Bayern, eine Stütze der Diktatur von Gnassingbé Eyadéma, dem vor drei Monaten verstorbenen Militärherrscher. Aber als in Togo Anfang der Neunzigerjahre eine Demokratisierung einsetzte, die Eyadéma nach einigen Jahren wieder sabotierte, stellte sich Deutschland auf die Seite der Demokraten, während der Diktator auf Frankreich bauen konnte. Diese französisch-deutsche Rivalität besteht in den Augen Togos bis heute. Frankreich hat seine Unterstützung für Eyadéma nie eingestellt. Und die deutsche Botschaft in Lomé gewährte Togos Innenminister Asyl, als dieser einen Tag vor den Präsidentschaftswahlen vom 24. April entlassen wurde. Togos Regierung und auch Frankreich waren darüber empört – aber die deutschen Vertreter vor Ort blieben bis heute standhaft.

Die Bundesregierung kann darauf stolz sein, dass Togos Demokraten zwischen französischer und deutscher Afrikapolitik zu unterscheiden wissen. Deutsche Diplomaten tun das oftmals leider nicht. In weiten Teilen der deutschen Afrikapolitik herrscht die Überzeugung vor, man müsse die Exkolonialmacht Frankreich unterstützen und keine eigene Politik verfolgen. Paris wiederum betreibt seine äußerst zielgerichtete und zynische Politik der Sicherung französischer Wirtschaftsinteressen und politischer Freunde in Afrika unter dem betörenden Deckmantel einer in Wahrheit nicht existenten europäischen Politik.

Es ist Zeit für Deutschland, sich vom Schulterschluss mit Frankreich in Afrika zu lösen und eine eigene, wirklich fortschrittliche Politik zu fahren, die Demokraten unterstützt und Gewaltherrscher ächtet. Dafür braucht es Mut, Kompetenz und Erfahrung. Im afrikapolitischen Bereich sind diese Qualitäten in Berlin leider noch nicht überall selbstverständlich. DOMINIC JOHNSON