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BRAINSTORM

Ein Blick auf die Vergangenheit kann den Ruf ruinieren. Das gilt eigentlich für alle deutschen Firmen, die über den Nationalsozialismus hinweg bestanden. Wenn der Historiker Karl-Heinz Roth in seinem Buch „Reemtsma auf der Krim“ das Treiben des größten deutschen Tabakkonzerns während des Nationalsozialismus untersucht, geht es ihm deshalb auch nicht um eine Abrechnung mit dem einzelnen Konzern: Um sich die Kontrolle über die Tabakwirtschaft in Europa zu sichern, zwang die Firma Reemtsma die Bevölkerung der Krim, auf ihren Tabakfeldern zu arbeiten, und kooperierte dafür mit der Wehrmacht, die die Halbinsel von 1941 bis 1945 besetzt hatte. Roth erzählt die Firmengeschichte und lässt Opfer zu Wort kommen, vor allem aber entwickelt er eine Analyse der nationalsozialistischen Wirtschaftspolitik in Osteuropa. Am heutigen Donnerstag stellt er sein Buch vor, ab 19 Uhr im Wall-Saal der Zentralbibliothek.

Aus der Zeit des NS wurden viele Lehren gezogen. Eine davon: die Menschenrechte zu achten, zu schützen und zu verteidigen. Doch, wo sich auf Menschenrechte berufen wird, sind oft andere Interessen im Spiel, sagt der Philosoph Volker Schürmann. Oft werde die UNO bei humanitären Verbrechen nicht tätig, dann wiederum würden mit Bezug auf den Schutz der Menschenrechte Kriege gerechtfertigt. „Menschenrecht. Schutz oder Alibi?“ fragt daher Schürmann. In seinem Vortrag am Donnerstag ab 20 Uhr in der Villa Ichon diskutiert er, ob die Menschenrechte womöglich nur eine ideologische Keule sind, oder ob trotz aller Kritik an den Errungenschaften festzuhalten ist.

Um Menschenrechte kämpften die ÄgypterInnen Anfang 2011 auf dem Tahrirplatz. Ein Jahr später ist klar, dass mit dem Sturz Mubaraks nicht gleich das schöne Leben kam. Festnahmen, Folter und militärische Machthaber blieben. Dennoch berichten AktivistInnen: „Die Revolution hat erst begonnen.“ Am Dienstag erzählen Blogger, Filmemacher und Straßenkünstler aus Kairo ab 19.30 Uhr im Kulturzentrum Lagerhaus von ihren Erfahrungen und Hoffnungen.  JPB

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