Hungerstreik im Knast

Islamistische Gefangene in Marokko fordern ihre sofortige Freilassung und eine Prüfung der Haftbedingungen

MADRID taz ■ Mehrere hundert islamistische Gefangenen in zehn marokkanischen Gefängnissen sind gestern in einen unbefristeten Hungerstreik getreten. Die meisten wurden nach den Anschlägen am 16. Mai 2003 in Casablanca festgenommen. Damals kamen 43 Menschen ums Leben, darunter auch 12 Selbstmordattentäter.

Die marokkanische Polizei nahm bei groß angelegten Razzien über 8.000 mutmaßliche Islamisten fest. Nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen sitzen noch immer über 1.000 von ihnen in Haft. „Die allermeisten haben nichts mit den Anschlägen zu tun. Sie wurden nur deshalb festgenommen, weil sie zum Umfeld anderer Verhafteter gehörten“, erklärt Moutad Abderrahim, der Sprecher der Angehörigenorganisation.

Der Streik wird von vier religiösen Führern geleitet, die dem Salafismus, einer radikalen Strömung, angehören. Die Hungerstreikenden fordern ihre sofortige Freilassung, „da die Anklage weder direkt noch indirekt mit den Anschlägen zu tun hat“, heißt es in einem Kommuniqué. Zudem fordern sie eine Untersuchung ihrer Haftbedingungen. Die meisten seien schwer gefoltert worden. REINER WANDLER