Ikea sucht Lieferkonzept

MÖBELHAUS Transportprobleme verzögern den Bau der Filiale in der Großen Bergstraße. Die Frage ist, wie die Möbel wieder aus dem Kaufhaus wegkommen: mit der Hamburger Hochbahn schon mal nicht

Es wird wohl keine Kooperation zwischen Ikea und der Hamburger Hochbahn geben

Die Eröffnung der Ikea-Filiale in Altona wird sich bis Ende 2013 verzögern. Das Vorhaben, ein siebenstöckiges Einrichtungshaus in Innenstadtlage zu bauen, sei eine besondere Herausforderung und von planerischer Seite sehr komplex, erklärt Ikea-Sprecherin Simone Settergren. Viele Details, etwa was Anlieferung und Abtransport der Möbel angehe, seien die im Laufe des Prozesses dazukommen. Dies erfordere viel Feinarbeit und Zeit, so Settergren.

Die Stadtentwicklungsbehörde hat vergangene Woche die Baugenehmigung für das Möbelhaus erteilt. „Wegen der guten Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr wurde von unserer Seite kein weiterer Bedarf gesehen, Ikea im Rahmen des Genehmigungsverfahrens Auflagen zu machen“, erklärt Behördensprecherin Kerstin Graupner.

Um mehr Kunden zu bewegen, mit Bus und Bahn anzureisen, hat Ikea die Zahl der Parkplätze auf 713 reduziert. Eigentlich ist das Selbstabholen Teil des Ikea-Konzepts. Nun steht der Konzern vor der Frage, wie die Möbel ohne Auto abtransportiert werden – ein druckreifes Mobilitätskonzept fehlt bis jetzt.

Klar ist nur, dass es wohl keine Kooperation zwischen dem schwedischen Unternehmen und der Hamburger Hochbahn geben wird. „Im normalen Linienbetrieb werden wir keine Möbel transportieren“, sagt Hochbahn-Sprecher Christoph Kreienbaum. Pünktlichkeit und Verlässlichkeit würden darunter zu sehr leiden. Angedacht waren etwa Vergünstigungen für Ikea-Kunden, die mit Bus und Bahn anreisen. Doch da winkt der Hochbahn-Sprecher ab. „Wir lassen unsere Fahrgäste nicht die Ikea-Kunden subventionieren.“

Der Möbeltransport mit Bussen, die 40 Liter Diesel pro hundert Kilometer verbrauchen, und Bahnen ist nach Ansicht des Hochbahn-Sprechers „volkswirtschaftlich Quatsch“. „Wir sparen demnächst fünf Millionen Kilowattstunden Strom, weil wir die Standzeiten der U-Bahnen verkürzen – das wollen wir uns nicht durch die Sofa-Transporteure verhageln lassen.“ Auch den Busshuttle hält Kreienbaum für wenig geeignet: die Busse seien voll bestuhlt, da passten zu wenig Möbel hinein.

Auf der Suche nach einer geeigneten Lösung spricht Ikea nun mit privaten Anbietern und arbeitet an einem Lieferkonzept, bei dem die Einkäufe mit Möbeltaxis, Carsharing und Leihfahrrädern mit Anhänger abtransportiert werden sollen. Aber auch die Direktlieferung über den Ikea-Transportschalter ist geplant.

Sollte sich herausstellen, dass die geplanten 713 Parkplätze nicht ausreichen, will der Möbelkonzern „nachjustieren“. Eine Möglichkeit könne dann „ein noch attraktiveres Lieferkonzept“ sein, so Settergren.

Für das schwedische Möbelhaus müssen außerdem die öffentlichen Straßen angepasst werden. In einem öffentlich-rechtlichen Vertrag zwischen der Wirtschaftsbehörde und Ikea soll festgelegt werden, inwiefern der Möbelkonzern die Kosten dafür trägt. LENA KAISER