Universität schlägt Alarm

Mit einem offenen Brief hat sich der Rektor der Universität jetzt an den Bremer Senat gewandt: Er will mehr Geld. Doch die Bremer Politiker wiegeln ab – der Aufschrei gilt ihnen nicht viel angesichts des akuten Zwangs zum Gürtel-enger-schnallen

Bremen taz ■ Der Hilfeschrei der Universität Bremen ist laut und offensiv. „Die Universität Bremen gerät in Gefahr, mitten im Sprung in die 1. Liga in die Regionalliga abzusteigen“, heißt es in einem offenen Brief, der in diesen Tagen an alle Bremer HochschulpolitikerInnen versandt wird. Unterzeichner: Rektor Wilfried Müller und Uni-Kanzler Gerd-Rüdiger Kück.

Hintergrund der ungewöhnlichen Aktion: Die Geldnöte der Hochschule, die nach wie vor als Aushängeschild der Hansestadt gilt. „Weitere Einsparungen in den kommenden beiden Jahren würden in einigen Bereichen zur Betriebsunfähigkeit führen“, warnt die Unileitung. Für den Mittelbau sei zu wenig Geld da, um einen „ordnungsgemäßen Lehrbetrieb“ aufrechterhalten zu können, auch die weitere Einwerbung von Drittmitteln sei akut „gefährdet“. 115 Millionen Euro erhält die Uni derzeit vom Land Bremen, 64 Millionen Euro warb sie 2004 an Drittmitteln ein.

Um die „drohende Abwärtsspirale“ aufzuhalten, gibt es nach Müllers Worten nur eine Lösung: Der Senat Bremen müsse ein „Sonderprogramm“ auflegen, heißt es in dem offenen Brief etwas verklausuliert – damit der Hochschule keine weitere Stellen verloren gingen. Konkrete Geldforderungen sucht man in dem Schreiben jedoch vergebens. Schon „moderate Kürzungen“ im Etat seien „zu viel“ protestiert Müller. 1,7 Prozent an Einsparungen beim Personal hat der Koalitionsausschuss der Uni für 2006 verordnet, weitere 1,3 Prozent sind es in den Folgejahren.

Im Wissenschaftsressort hält man Müllers Sorgen zwar für „nachvollziehbar“, mit konkreten Aussagen hält sich Sprecher Rainer Gausepohl aber zurück. Auch die wissenschaftspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Gerlinde Berk, kann Rektor Müller „sehr wohl verstehen“ – dennoch wiegelt sie ab: „Die Universität Bremen steigt nicht in die Regionalliga ab.“ Karin Mathes von den Grünen sieht das ähnlich: Die Lage sei „keineswegs so dramatisch“ wie Müller sie beschreibe. Ein Niedergang sei nicht zu befürchten: „Das passiert einfach nicht.“

Zwar sei die finanzielle Ausstattung der Bremer Hochschulen „höchst problematisch“, so Mathes, die Chancen für ein Sonderprogramm stünden jedoch „sehr schlecht“. Berk gibt sich angesichts der laufenden Haushaltsberatungen dennoch „optimistisch“, weitere Einsparungen abwenden zu können.

Die CDU wiederum will nicht immer nur uber Geld reden: Der Blick der Universität sei „verkürzt“, kritisierte der hochschulpolitische Sprecher der Bürgerschaftsfraktion, Jörg Jäger (CDU). Jäger will „Doppelstrukturen“ abbauen, etwa in der Lehrerausbildung, die nicht nur in Bremen, sondern auch in Oldenburg, Vechta und Lüneburg angeboten werde. „Hier muss eine enge Abstimmung mit Niedersachsen erfolgen.“

Das gelte auch für die Studiengebühren – das Nachbarland plant Gebühren schon ab dem ersten Semester. Ebenso wie die CDU fordert auch Müller allgemeine Studiengebühren. Das derzeit geplante Landeskinder-Modell ist rechtlich umstritten (siehe Kasten). Außerdem bringe es viel zu wenig Geld ein, als dass der Uni damit geholfen wäre. frs