„Ich fühle mich diskriminiert“

Niemand will am Schalttag gebären

■ wird heute 48 und ist als Kreißsaaloberärztin in der Asklepios Klinik Altona für die Organisation auf der Station verantwortlich.

taz: Wie viele Geburten gibt es heute bei Ihnen?

Katrin Scheuer: Wir haben im Schnitt jeden Tag sieben bis acht Geburten. Das erwarten wir auch für heute. Aber man weiß natürlich nie, wann die Kinder geboren werden.

Haben Sie Geburten geplant?

Wir haben keinen Kaiserschnitt geplant. Normalerweise haben wir circa zwei pro Tag.

Das Datum ist für Eltern also ein wichtiges Thema?

Ja. Gestern hatten wir zwei Kaiserschnitte, die Patientinnen wollten auf keinen Fall am 29. drankommen.

Ist das immer so?

Im letzten Schaltjahr war der Tag ganz beliebt. Da haben Patientinnen sich den Tag lange vorher reserviert.

Haben Sie dieses Jahr versucht, die Eltern umzustimmen?

Wir haben gefragt, weil es ein bisschen unglücklich für den organisatorischen Ablauf war, an einem Tag zwei, am anderen Tag drei Kaiserschnitte zu machen und heute keinen. Aber wenn eine Patientin nicht möchte, dann ist das so. Wir überreden niemanden.

Sie haben selbst heute Geburtstag. Was empfinden Sie, wenn Eltern versuchen, eine Geburt am 29. zu vermeiden?

Ich fühle mich quasi diskriminiert und finde das schade. Ich finde den Tag prima.

Warum?

Das ist etwas Besonderes. Meine Eltern haben meinen Geburtstag immer am Tag nach dem 28. gefeiert. Und wenn das tatsächlich der 29. Februar war, dann war das eine Supersause. Und heute erinnern sich am 29. Leute an mich, mit denen ich schon länger nicht gesprochen habe.

Gibt es heute eine Supersause?

Naja, es geht größer. Ich habe frei und 20 Leute eingeladen.INTERVIEW: DKU

Bisher haben 1.048 HamburgerInnen am 29. Februar Geburtstag