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: Ohne Panik vor der Stasi

„Ein mittelmäßiger Schlagersänger“. So bewertete die Stasi Udo Lindenberg Anfang der 80er Jahre. Dem werden sich sicher viele im Land noch heute anschließen. Doch geht es nicht um die Qualitäten des Musikers, sondern um dessen politische Wirkung in der alten BRD, in der DDR und im vereinten Deutschland. Der widmet sich jetzt eine kleine Ausstellung im Bonner Haus der Geschichte.

Rund 250 Devotionalien werden hier ausgebreitet: Zeitungsartikel, Fotos, Plattenhüllen, Plakate, Textentwürfe, Verträge, eine Goldene Schallplatte, das Zigarettenetui, das ihm Marlene Dietrich schenkte, Hüte und Sonnenbrillen, das Bundesverdienstkreuz, Udos Schlagzeug, Film- und Tondokumente. Und hunderte Seiten Stasi-Akte.

Lindenberg und die DDR sind ein Schwerpunkt der Ausstellung. Im realen Sozialismus hatte der Sänger, der die Bühne stets für gesellschaftliche Tabubrüche nutzte und sich politisch engagierte, eine große Fangemeinde. Doch mehrere Versuche, dort aufzutreten, scheiterten. Bis er 1983 in seinem „Sonderzug nach Pankow“ Erich Honecker fragte: „Warum lässt du mich nicht singen im Arbeiter- und Bauernstaat?“ Man einigte sich auf eine Tournee. Um aber dem Westrocker keine Gelegenheit zu geben, Widersprüche zwischen FDJ und Publikum „geschickt zu schüren“ (Stasi), wurde der Palast der Republik beim Auftaktkonzert nur mit FDJ-Funktionären gefüllt.

Doch das Konzert wurde live im DDR-TV übertragen und Lindenberg nutzte die Gelegenheit, sich gegen US-Pershings und sowjetische SS-20-Raketen auszusprechen. Damit war die Tournee geplatzt. Das Verhältnis schien sich zu erst entspannen, als Lindenberg vier Jahre später Honecker seine Lederjacke schenkte und eine Schalmei als Gegengabe erhielt (beide sind ausgestellt). Erst nach dem Mauerfall konnte er wieder in der DDR auftreten.

Lindenberg fühlt sich durch die Ausstellung nicht als von der Zeit überholt und ins Museum verbannt. „Geschichte lebt und wir sind mittendrin“, meint der 58-Jährige. „In dieser Ausstellung geht es nicht um einen Rückblick, sondern darum, jungen Menschen Mut zu machen, sich zu engagieren.“ JÜRGEN SCHÖN

„Keine Panik – Udo Lindenbergs bunte Republik“: Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, Bonn, Willy-Brandt-Allee 14, bis 29.5.2005, Di-So 9-19 Uhr, Eintritt frei