SCHIESSEN, SUMO UND MATTHÄUS
: Dagdägliche Kombination

Die rätselhafte Welt des Sports

ACHIM BOGDAHN

Halleluja, die Biathlon-WM hat begonnen! Aber hat sich eigentlich schon mal ein Mensch Gedanken darüber gemacht, wie unfassbar bescheuert diese Sportart ist? Wer auf Gottes Acker hat sich diesen Plumpatsch ausgedacht? Schießen und Skilanglauf zu kombinieren! Langlaufen mit einer Knarre auf dem Rücken ist ja durchaus sinnvoll: Für mittellose Elchjäger in den verschneiten Birkenwäldern von Nordlappland, die sich ein ordentliches Schneemobil nicht leisten können. Oder zu Kriegszeiten in der Taiga vor hundert Jahren.

Die Hysterie der Deutschen um den Biathlon-„Sport“ ist nur mit dem Medaillenregen zu erklären, der seit jeher auf „uns“ einprasselt, wenn „unsere“ „Biathlon“-„Sportler“ (und jetzt Schluss mit den „Anführungszeichen“!) am Start sind. Aber warum zum Hoeneß gibt es diese Verbindung Ski und Schießen nicht mit Skispringen oder Ski Alpin? Da könnte dann Martin Schmitt mit Flinte auf dem Rücken von der Schanze springen und im Flug ein paar Tauben (vulgo: fliegende Ratten) abknallen. Oder Maria Höfl-Riesch könnte mit dem Gewehr Lindsey Vonn hinterherfahren – dann würde Vonn noch schneller davonfahren und alle Akteure wären schneller beim Schießstand. Und Felix Neureuter würde endlich mal mit Gewähr ins Ziel kommen. (Har har).

Wenn schon Biathlon, dann bitte auch im Sommer und in anderen Kombinationen. Wie wäre es mit einem Biathlon bestehend aus Formel 1 und Kniffeln. Immer in der Boxengasse müssten dann Sebastian Vettel und Fernando Alonso um Pasch, drei Gleiche und Haus würfeln, um dann wieder mit 300 km/h ihre Strafrunden im Kreis zu fahren. Oder wie wäre es mit einer Verbindung aus Fußball und Tätowieren? Okay, das wird schon längst praktiziert und nennt sich Jermaine Jones. Am tollsten wäre aber die Kombination aus Sumo-Ringen und Rhythmischer Sportgymnastik. Bis es so weit ist, müssen wir mit dem herkömmlichen Biathlon vorliebnehmen und mit dem Abschied von Magdalena Neuner, die nach eigenen Worten auch nicht enttäuscht wäre, wenn es statt der sechs maximal möglichen Goldmedaillen „nur 4 oder 5“ würden.

Ob Lothar Matthäus bei der Biathlon-WM auftauchen wird (genauso wie zuletzt beim Opernball in Wien oder beim Kölner Karneval in Gürzenich, wo er überraschend erschien), das werden wir demnächst im Fernsehen erfahren. Denn Lothar bekommt – wie schon vor ihm die bekannte pfälzische Intellektuelle Daniela „Katze“ Katzenberger – auf Vox eine eigene Real-Life-Soap. Der große fränkische Fußballphilosoph („Der Rücken ist die Achillessehne des Körpers“) will sich „dagdäglich“ rund um die Uhr filmen lassen, von einer „ganzheitlichen Begleitung“ ist die Rede. Wir freuen uns schon ungemein auf die Innenaufnahmen seines Kühlschranks, wo Kohorten von Joghurts penibel nach Verfallsdatum sortiert sind, auf seinen nach Farben geordneten Kleiderschrank, auf seine drei bis vier Handys. Vielleicht ruft er auch mal wieder bei seiner Ex-Frau Liliana an, die jetzt angeblich mit einem Schweizer Millionärserben namens Tim Vögele (sic!) liiert ist, oder bei al-Dschasira. Oder man kann ihn bei der Eröffnung seines brandneuen „Lothar Matthäus Online Shopping Malls“ sehen (Geht man auf die Lothar Matthäus Homepage, kann man zum Beispiel 7 Euro bei einer Online-Apotheke sparen, die braucht man aber auch, um Kopfschmerztabletten zu kaufen, um die Seite zu ertragen). Die „zweitbekannteste Fußballpersönlichkeit Deutschlands weltweit“ (Lothar über Lothar) möchte mit der TV-Serie „den Menschen zeigen, wer ich wirklich bin“ – eine schreckliche Drohung.

Vor allem will Lothar mit aller Macht einen Trainerjob in Deutschland. Vermutlich soll es seiner Meinung nach so laufen: Irgendein Bundesliga-Manager schaut Vox und denkt sich: „Lothar Matthäus? Den Namen habe ich noch nie gehört, scheint aber echt ein sympathischer Bursche zu sein. Der soll unser nächster Trainer werden.“ Oder Uli Hoeneß: Sieht Lothar auf Vox beim Joghurtsortieren und denkt sich: „Den habe ich ja all die Jahre falsch eingeschätzt! Jetzt weiß ich, wer die zweitbekannteste Fußballpersönlichkeit Deutschlands weltweit wirklich ist, ich glaube, ich feuere den Jupp und hole den Lothar.“

Wir schalten um auf Biathlon.