kurzkritik
: Paula und des andern Auge

„Lieber Herr Hoetger, daß Sie an mich glauben, das ist der schönste Glauben von der ganzen Welt, weil ich an Sie glaube“, schreibt Paula Modersohn-Becker am 5. Mai 1906 an den Bildhauer Bernhard Hoetger. „Es sind alles große Werke“ hatte er ihr zuvor in Paris versichert. „Das Auge des andern als Genuß“ heißt die kleine Ausstellung im Paula Modersohn-Becker Museum, die sich mit der Beziehung zwischen den beiden Künstlern beschäftigt.

Zu sehen sind Bilder aus dem Spätwerk von Paula Modersohn-Becker, damals knapp 30-jährig : Porträts und Aktzeichnungen, während von Hoetgers Seite vor allem sozialkritische Plastiken aus dem Arbeiterleben und Dekorationskunst ausgestellt sind. Tatsächlich glaubt man bei ihm eine Entwicklung hin zur Unmittelbarkeit und Monumentalität von Modersohn zu entdecken.

Im Gedächtnis bleibt etwas anderes: Wie dringlich Paula Modersohn-Becker auf Hoetgers Zuspruch angewiesen war, der ihr später riet, zu ihrem Mann nach Worpswede zurückzukehren. Eine alleinstehende Künstlerin könne in Paris nicht überleben.

Friederike Gräff

Bis zum 6.11. in der Böttcherstraße 6-10