urdrüs wahre kolumne
: Heraus, Thälmann retten!

Journalist und Kabarettist, empfindet die Lektüre von Verfassungsschutzberichten, in Maßen betrieben, als vergnüglich.

Neben Hans Albers, Heidi Kabel und Uwe Seeler hat wohl kein Hamburger im 20. Jahrhundert ähnliche Beliebtheit im schaffenden Volk erlangt wie Ernst „Teddy“ Thälmann. Insofern geht das Verbrechen auch uns Norddeutsche an, das sich gerade in Ziegenhals bei Berlin vollzieht, wo – neben dem Thälmann-Haus in Hamburg-Eppendorf – eine weitere Gedenkstätte für den Arbeiterführer und großen Sohn der Klasse besteht. Unter dubiosen Umständen ist dieses historische Grundstück samt Exponaten nun aber in den privaten Besitz des brandenburgischen Ministerialbeamten Gerd Gröger gelangt – und der will es abreißen. Mögen sich Proletariat und widerspenstige Subkulturen am 16. August um 17 Uhr am Hamburger Thälmannplatz zur Kranzniederlegung anlässlich des 65. Jahrestages seiner Ermordung dort einfinden und anschließend beraten, wie sich solcher Leichenfledderei durch die Nachfolger des Dritten Deutschen Reiches begegnen lässt!

Gerade in meinem Bremer Lieblingsstadtteil Walle erlebe ich immer wieder hautnah die tragischen Folgen der Tatsache, dass Bremen den Spitzenplatz im Bereich der privaten Insolvenz belegt. Neuestes Indiz: Sitzt man irgendwo an der Vegesacker Straße, am Wartburgplatz oder im Steffensweg vor einer Kneipe, nähert sich schon so ein Insolventer und begehrt vom frisch eingeschenkten Bier. In Zeiten der Schweinegrippe denke ich inzwischen darüber nach, stets noch ein Oettinger samt Pappbecher mit mir zu führen.

Auf der Durchreise nach Dänemark entdeckte eine Bekannte in Kiel einen Schaukasten, in dem ein keck gezeichneter Schuljunge per Sprechblase erklärt: „Kaninchenzüchten ist in! Komm in unsere Gruppe.“ Klingt fast so, als ob Peter Harry Carstensen dort Jugendwart sein könnte – hoffentlich nicht in der Abteilung „Belgische Rammler“!

Beim Sommerempfang der niedersächsischen CDU-Fraktion deponierte Verfassungsschutzleiter Günther Heiß bekanntlich seinen Aktenkoffer so am Büfett, dass Bombenalarm ausgelöst wurde. Welcher politischen Richtung das Beinahe-Attentat nun im Jahresbericht seiner Dienststelle zugeordnet wird, fragt sich jetzt schon gespannt ULRICH „Schlapphut“ REINEKING