zahl der Woche
: DeutscheBahn fährt auf Billigkette Lidl ab

49,90

Die Bahn hat sich ein neues Marketingkonzept erdacht: Lidl. 2.600 Filialen nennt der Lebensbilligmittel-Discounter in Deutschland sein Eigen – und dort ist „Markenqualität immer billig!“ (Lidl-Eigenwerbung).

Mag ja sein, dass der von Verspätung und schlechtem Service geplagte Teil der Bahnkundschaft dem „Produkt“ Bahnfahren Markenqualität abspricht – die Bahn selbst sieht das naturgemäß anders. Deshalb offeriert Lidl vom 19. bis 28. Mai zwei Fahrkarten zum Preis von 49,90 Euro – für beliebig weite Zugfahrten in Deutschland, zweite Klasse. Der „Preishit“ werde bewusst über ein bahnfremdes System vertrieben, um Menschen zu erreichen, „für die Bahnfahren bisher noch nicht in Frage kam“, erklärte Jürgen Büchy, Personenverkehr-Vertriebschef der Bahn. 49,90 Euro für zwei Fahrten – das lohnt sich nach seinen Berechnungen ab 160 Kilometern. Kinder unter sechs Jahren fahren kostenlos, für ICEs muss Zuschlag gezahlt werden. Die Tickets gelten bis zum Tag der Deutschen Einheit, Umtausch oder Rückerstattung ausgeschlossen.

Sachsen-Anhalt ist ganz vorne, was die Lebensmitteldiscounter-Dichte betrifft. Nach der aktuellen Studie des Handelsforschungsunternehmens Trade Dimensions kommt hier auf 1.601 Haushalte ein Lidl, Aldi oder Plus. Zweiter in der Liste ist Mecklenburg-Vorpommern mit 1.760 Haushalten pro Discounter, Thüringen liegt mit 2.776 Haushalten im Mittelfeld, Hamburg liegt am Ende. Hier müssen sich 3.640 Haushalte einen Discounter teilen. Die Arbeitslosenstatistik sieht ganz genauso aus: Sachsen-Anhalt führt vor Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen liegt im Mittelfeld, Hamburg ganz am Ende. Man kann also behaupten: Viel Lidl, wenig Arbeit.

Zwar haben Arbeitslose bekanntermaßen viel Zeit, aber oft auch zu wenig Geld – selbst für ein Schnäppchenticket der Bahn. Könnte also sein, dass das Marketingkonzept der Bahn nicht aufgeht: Statt neue Bahnkunden zu locken, werden die alten jetzt bei Lidl shoppen. Kleiner Tipp: Die Bahnschnäppchen gibt’s an der Kasse. NICK REIMER