Im Niemandsland

Mit dem erkämpften 2:0-Sieg über St. Pauli verschafft sich Preußen Münster Luft im Regionalliga-Abstiegskampf

MÜNSTER taz ■ Am Samstagnachmittag regnete es mal wieder in Münster. Manch ein Zuschauer im größtenteils unüberdachten Preußen-Stadion mag sich da sehnsüchtig an die sonnigen Zeiten erinnert haben, als die Namen von Preußen Münster und dem FC St. Pauli noch für großen Fußball standen. Während der selbst ernannte „Kult-Club“ aus Hamburg zumindest Mythos und Fans in die Niederungen herüber retten konnte, ist in Münster vom Glanz vergangener Tage wenig übrig geblieben. Das einstige Bundesliga-Gründungsmitglied, das sich vor 14 Jahren auch aus der zweiten Liga verabschiedete, fristet ein trauriges Dasein in der dritten Klasse des deutschen Fußballs und ist vom Aufstieg weit entfernt.

Immerhin, ganz so dramatisch wie die vergangene Spielzeit wird diese Saison für die Preußen wohl nicht enden. Erst am allerletzten Spieltag konnte man damals mit einem hauchdünnen Heimsieg über Wattenscheid den Klassenerhalt schaffen. Nach dem spielerisch alles andere als überzeugenden, aber durchaus verdienten Sieg über St. Pauli liegen die Domstädter jetzt auf einem relativ beruhigenden elften Rang, vier Punkte vor den Abstiegsplätzen. Sie sind auf dem Weg ins Niemandsland der Tabelle – mehr ist für den ergrauten Traditionsverein nicht drin.

„Wir haben heute keinen schönen Fußball gezeigt, aber großartig gekämpft und uns die drei Punkte regelrecht erarbeitet“, bilanzierte Preußen-Kapitän Peter Schyrba nach dem Spiel. Gegen die stark ersatzgeschwächten Gäste, bei denen sogar Fußball-Opa und Erstliga-Urgestein André Trulsen, inzwischen eigentlich Co-Trainer, noch mal in den Kader zurückkehren musste, reichten 20 konzentrierte Minuten nach der Pause, um die Partie zu entscheiden. Tino Milde in der 55. und Sören Seidel in der 67. Minute „tunnelten“ jeweils Pauli-Nachwuchskeeper Benedikt Pliquett, der in Münster einen eher glücklosen Regionalliga-Einstand gab. Neben den beiden Torschützen überzeugte bei den Preußen vor allem der laufstarke Stürmer Giancarlo Fiore, motiviert nicht zuletzt durch seine Vertragsverlängerung unter der Woche.

Münsters Trainer Hans-Werner Moors lobte die Leistung seiner Mannschaft, gab jedoch zu bedenken, dass der Club trotz dieses Erfolges noch längst nicht gerettet sei. Die Mannschaft habe die gesamte Saison über „zu wenig Konstanz gezeigt“, so seine selbstkritische Einschätzung. Moors verlässt den Verein zum Saisonende und wird zurzeit mit dem Sportdirektorposten bei Fortuna Düsseldorf in Verbindung gebracht.

Für den neuen Coach Colin Bell wird es eine schwierige Aufgabe, den Verein aus seinem Dornröschenschlaf zu erwecken. Aber vielleicht schafft er es ja, nach langer Zeit mal wieder eine schlagkräftige Preußen-Mannschaft aufzubauen, die nach höheren Zielen strebt als nur einem gesicherten Platz im Regionalliga-Mittelfeld. Den Fans in Münster wäre es zu gönnen. Vielleicht hört es ja dann auch endlich auf zu regnen. SIMON RIESCHE