Kreatin statt kreativ

Wolfsburgs Grenzen werden beim 1:3 in Berlin sowie durch Debatten um seine argentinischen Stars offenbar

Auch Martin Petrov kann dem VfL Wolfsburg derzeit nicht helfen. Zu angespannt ist die derzeitige Situation bei den Wolfsburgern, die unter ihren eigenwilligen argentinischen Stars Andres D'Alessandro und Juan Carlos Menseguez zu leiden haben.

Beide Spieler hatten unangemeldet ein Nahrungsergänzungsmittelpräparat zu sich genommen. Die Einnahme des Mischprodukts mit Kreatin führte bereits zur Nichtberücksichtigung beider Spieler im Heimspiel gegen den HSV. Auch gegen Hertha waren beide Spieler erneut nicht im Kader, obwohl die vom Verein veranlassten Dopingtests negativ ausgefallen sein sollen. Nach Informationen dieser Zeitung sollen sie nicht vollständig gewesen sein, sondern nur auf Anabolika untersucht worden sein, weswegen ein Restrisiko bestünde, dass in dem eingenommenen Mittel doch auf der Dopingliste befindliche Substanzen enthalten sein könnten.

Gut möglich, dass sich deshalb in Wolfsburg das Personalkarussell bald heftiger dreht als ursprünglich geplant. Aus „disziplinarischen Gründen“ hatte VfL-Coach Erik Gerets den von ihm wenig geliebten Superstar D'Alessandro aus dem Kader gestrichen. „Ich weiß nicht, was man da noch untersuchen muss, vielleicht ob er schwanger ist“, flüchtete sich Gerets in Sarkasmus. Ob D'Alessandro, der auch im Training unangenehm auffiel, in dieser Saison überhaupt noch zurückkommt, ist unwahrscheinlich. „Wenn er so weitermacht wie in dieser Woche, wird es schwer, dass er noch ein Spiel macht“, wetterte Gerets. Es sei denn, er sehe seine Fehler ein.

Dem scheint nicht so zu sein. Mit Unverständnis reagiert der Argentinier auf die verhängte Geldstrafe und sprach im kicker von Kommunikationsproblemen innerhalb des Clubs. Nun wird D‘Alessandro von seinem Berater bei einigen Vereinen angeboten. Auch dem HSV soll der Spielmacher angeboten worden sein. Noch dementiert der HSV dies, gleichwohl ein Kreativspieler wie D‘Alessandro für HSV-Trainer Thomas Doll außerordentlich interessant sein dürfte.

Ob der ganzen Querelen blieb wieder nur Martin Petrov als spielerischer Alleinunterhalter eines erlahmten Volkswagen-Teams im Spiel gegen Berlin. Wie gegen den HSV brachte er die Seinen durch ein wunderschönes Freistoßtor mit 1:0 in Führung (17.). Aber dem VfL-Team fehlte in der zweiten Halbzeit das Vermögen die Berliner Champions-League-Aspiranten in Schach zu halten. Kapitän Arne Friedrich (63.), Marcelinho mit einem verwandelten Foulelfmeter (81.) zu seinem 18. Saisontor und Alexander Madlung (87.) führten die Berliner zum 3:1-Heimsieg.

Die spielerische Vorstellung beider Teams im Spitzenspiel – als das es Hertha in einer großen Plakataktion mit einem auf den FC Bayern getrimmten, falschen Vereinssymbol des VfL Wolfsburg hochgejazzt hatte – blieb allerdings bescheiden. Ähnlich bescheiden wie das öffentliche Bild das der VfL Wolfsburg derzeit abgibt und einen Vergleich mit den Bayern noch absurder erscheinen lässt. FOG/DPA