Elf Tote bei drei Anschlägen in Birma

Die Militärregierung macht die Opposition für die Taten verantwortlich, diese weist die Anschuldigungen zurück

BANGKOK taz ■ Bei den wohl schwersten Bombenanschlägen während der mittlerweile 40-jährigen Militärdiktatur in Birma sind in der Hauptstadt Rangoon 11 Menschen getötet und mehr als 160 verletzt worden. Augenzeugen bezweifelten jedoch die offiziellen Angaben und sprachen von mehreren Dutzend Toten. Die Bomben waren am Samstagnachmittag fast zeitgleich in zwei Einkaufszentren und einer Messehalle detoniert. Dort ging gerade eine vom Nachbarland Thailand organisierte Handelsmesse zu Ende.

Bereits kurz nach den Attentaten machte die Militärführung oppositionelle Gruppen dafür verantwortlich. Die Staatsmedien erklärten, die Anschläge seien von „Terroristen ausgeführt worden, um Frieden und Ruhe im Staat zu unterlaufen“. Die Junta beschuldigte die Rebellenbewegungen der ethnischen Minderheiten Shan, Karen und Karenni sowie die im Exil arbeitende „Nationale Koalitionsregierung Birmas“ (NCGUB), die Attentate geplant zu haben.

Die Rebellen und die NCGUB wiesen die Vorwürfe zurück. Die Exilbirmesen verurteilten die Anschläge und verwiesen darauf, stets „einen gewaltlosen Kampf für die Demokratie zu führen“. Ein Sprecher mutmaßte, dass möglicherweise die Militärregierung für die Bomben verantwortlich sei, um so der Opposition die Schuld geben zu können. Auch die Partei von Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi, die „Nationale Liga für Demokratie“, zeigte sich über die Anschläge entsetzt.

Politische Beobachter äußerten sich ebenfalls distanziert über den Behauptungen der Militärs. Die Rebellen seien zu unorganisiert und zu weit von Rangoon entfernt, um solche Anschläge durchführen zu können. Schon bei anderen Anschlägen in den letzten Monaten wurde gemunkelt, dass die Verantwortlichen eher in den Reihen der Junta zu suchen seien. Seit dem Sturz von Ministerpräsident Khin Nyunt im Oktober 2004 tobt innerhalb des Militärregimes ein Machtkampf, den damals die Hardliner um Staatschef Than Shwe gewannen. Der vergleichsweise als moderat geltende Khin Nyunt hatte sich vor allem für Zugeständnisse an die weiterhin unter Hausarrest stehende Friedensnobelpreisträgerin Suu Kyi und eine politische Liberalisierung stark gemacht. Nach den jüngsten Anschlägen monierten Kritiker zudem, die Junta habe ihre Verdächtigungen bereits geäußert, noch ehe sie mit den offiziellen Untersuchungen begann. NICOLA GLASS