Belagerte brauchen dringend Nahrungsmittel und Medizin

SYRIEN UN-Nothilfebeauftragte Valerie Amos in Damaskus. Schon 8.500 Tote seit März 2011

BEIRUT dapd/rtr/taz | Die UN-Nothilfebeauftragte Valerie Amos hat sich in Syrien für einen ungehinderten Zugang von Hilfsorganisationen ins Land eingesetzt. Amos traf am Mittwoch zu einem zweitägigen Besuch in Damaskus ein, wo sie mit dem syrischen Außenminister Walid al-Moallem zusammentraf, wie ein UN-Sprecher in Syrien mitteilte. Anschließend reiste die Nothilfekoordinatorin in die schwer verwüstete Stadt Homs.

Vor ihrem Besuch hatte Amos erklärt, sie wolle sich dafür einsetzen, dass Verletzte in Sicherheit gebracht und dringend benötigte Vorräte nach Syrien geliefert werden könnten. Damaskus hatte der Einreise der Nothilfebeauftragten erst nach erhöhtem internationalen Druck am Montag zugestimmt, nachdem diese zuvor stets abgelehnt worden war.

China zog wegen der anhaltenden Gewalt den Großteil seiner Gastarbeiter aus Syrien ab. Es seien nur noch etwa 100 chinesische Arbeiter im Land, sagte Handelsminister Chen Deming am Mittwoch in Peking. Laut chinesischen Medienberichten lebten vor einem Jahr noch mehr als 5.000 Chinesen in Syrien. Im November waren es noch etwa 700.

Nach nächtlichen Demonstrationen in mehreren Vierteln von Damaskus berichten Aktivisten von einer Welle von Festnahmen in der syrischen Hauptstadt. Die Organisation Syrischer Menschenrechtsbeobachter teilte mit, im Al-Kabun-Viertel seien bei einer Großrazzia am Mittwochmorgen zahlreiche Menschen abgeführt worden. Auch im Stadtteil Messe soll erneut protestiert worden sein.

Ein Mitglied des oppositionellen Syrischen Nationalrats zeigte sich entsetzt über die am Vortag veröffentlichten Fernsehbilder einer Familie, die in der Stadt Homs mit Messern massakriert worden war. „Die Sicherheitskräfte suchten nach einem Mitglied dieser Familie; und weil sie den Mann nicht fanden, haben sie stattdessen seine ganze Familie umgebracht“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa.

In Syrien sind seit Beginn der Proteste vor rund einem Jahr nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte fast 8.500 Menschen getötet worden. Die große Mehrheit der Getöteten, fast 6.200 Menschen, seien Zivilisten gewesen. Seit März 2011 starben demnach 1.835 Soldaten und Milizionäre sowie 428 Deserteure. GB