Deutsche Börse kantet Chefs

Vorstandschef Seifert muss sofort gehen, Aufsichtsratschef Breuer zum Jahresende

BERLIN taz ■ Der Machtkampf um die Deutsche Börse AG ist entschieden, Vorstandschef Werner Seifert ist zurückgetreten. Auf einer außerordentlichen Sitzung beauftragte der Aufsichtsrat gestern seinen Vorsitzenden Rolf E. Breuer, einen Nachfolger zu finden. Bis dahin übernimmt Finanzvorstand Mathias Hlubek die Geschäfte. Breuer soll seinen Posten zum Jahresende räumen.

In einer Ad-hoc-Mitteilung heißt es, Breuer solle nun „Aufsichtsrat und Vorstand an die neue Eigentümerstruktur anpassen“. Die Deutsche Börse liegt inzwischen mehrheitlich in der Hand ausländischer Investoren. Nur 7 Prozent der Aktien gehören deutschen Anteilseignern, etwa 48 Prozent halten britische Anleger, rund 30 Prozent US-Firmen. Hintergrund ist, dass viele deutsche Fondsgesellschaften ihre Anteile – und damit auch die Stimmrechte – gegen Gebühr verliehen oder auch verkauft haben, um ihre Erträge zu steigern.

Breuer ist seit 1993 oberster Aufsichtsrat der Deutschen Börse AG. Erst in der vergangenen Woche bekam er von der Stadt Frankfurt die Ehrenplakette für seine „Verdienste um den Finanzplatz“. Das war allerdings nur ein Trostpflaster. Denn tatsächlich war Breuer schon zuvor mit seinem ehrgeizigsten Projekt gescheitert: Gemeinsam mit Seifert hatte er die Übernahme der Londoner Börse betrieben und wollte die deutsche Finanzmetropole so zum europäischen Börsenzentrum ausbauen. Den angelsächsischen Großaktionären um den Hedge-Fonds TCI war es jedoch gelungen, die Strategie zu torpedieren. Breuer und Seifert mussten zu Kreuze kriechen. Aber nicht einmal eine Sonderausschüttung in Höhe von 1,5 Milliarden Euro konnte sie retten. BEATE WILLMS