piwik no script img

SUSANNE KNAUL ÜBER DEN FATAH-PARTEITAGKonsequent unentschieden

Jassir Arafat hätte die Veranstaltung nicht Fatah-typischer über die Bühne bringen können. Die größte weltliche palästinensische Partei scheut den Sprung in überzeugende Reformen. Stattdessen beschäftigt sich der deutlich überalterte Parteitag mit überholten Kampfslogans und internen Machtstreitigkeiten. Kein ernsthafter Versuch, das Wahldebakel oder die Niederlage im Gazastreifen zu analysieren, sondern Schuldzuweisungen an andere, an die Hamas und an Israel.

Den Gipfel des Absurden bildet die Entscheidung, eine erneute Kommission einzusetzen, die den Tod von Arafat untersucht. Als ob das fast fünf Jahre zurückliegende Ende des legendären PLO- und Fatah-Chefs zu den drängenden Problemen der Palästinenser gehört.

Bei den parteiinternen Konflikten blieben die Delegierten ambivalent. Ja zum Frieden und der Zwei-Staaten-Lösung, aber auch weiterhin Ja zu der Option des gewaltsamen Widerstands. Die Fatah scheiterte an der längst überfälligen Grundsatzentscheidung. Die Wahl zwischen Widerstandsbewegung oder Regierungspartei, die über Frieden verhandelt, wird einmal mehr aufgeschoben. Sie will beides. Doch damit wird sie unglaubwürdig.

Der Mangel an politischer Gradlinigkeit, die internen Machtkämpfe und die Korruption waren die Gründe, die die Fatah Anfang 2006 bei den Wahlen scheitern ließen. Ohne den Reinigungs- und Neuerungsprozess stehen die Chancen auf ein besseres Ergebnis, sollten die Wahlen Anfang des kommendes Jahres planmäßig stattfinden, kaum besser als vier Jahre zuvor. Rettung kann jetzt nur noch aus Washington kommen in Form einer diktierten Friedensformel, die die Palästinenser zu ihrem Glück zwingt und anschließend auch die Fatah.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen