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porträtAufm Platz ein harter Hund, in vielem aber ein Anti-Stevens: Der neue FC-Trainer Uwe Rapolder

Ein Trainer, der zum 1. FC Köln passt, ist bislang auf dieser Welt noch nicht entdeckt worden. Jetzt versuchen sich die frisch in die Bundesliga aufgestiegenen Geißböcke mit Uwe Rapolder. Der 46-Jährige gab gestern seine vorzeitige Demission von Arminia Bielefeld bekannt – in weitgehendem Einvernehmen, wie es kühn geschwindelt heißt. FC-Präsident Wolfgang Overath erklärte vollmundig: „Mit Rapolder konnten wir unsere Wunschlösung realisieren.“ Vorher hatte der Aufstiegspräsident gern Ex-Coach Christoph Daum als „Wunschtraum“ bezeichnet.

Rapolder, der Nachfolger von Stevens von Koller von John von Funkel von Lienen und unzähligen anderen, hat einen Einjahresvertrag unterzeichnet. Er sagt: „Ich will zu einem Verein, bei dem wirklich was zu bewegen ist.“ So gesehen ist seine Wahl goldrichtig: Stillstand ist beim Fahrstuhl- und Jeckenclub FC so unvorstellbar wie Pils in Kölschgläsern. Uwe Rapolder stammt aus dem schwäbischen Flecken Hausen bei Heilbronn im so genannten württembergischen Unterland. Aktiv war er beim TV Hausen, danach spielte er bei VfR Heilbronn, TeBe Berlin, in Belgien und 1985 vor Finke sogar beim SC Freiburg. Seine Karriere als Verteidiger endete 1987-91 in der Schweiz bei Martigny Sports und Young Boys Bern. Einmal, erzählt Rapolder, habe er im Berner Wankdorf-Stadion versucht, das Tor von Helmut Rahn aus dem WM-Finale 1954 nachzumachen. Aber: „Ich habe leider nur ins gegenüberliegende Tor getroffen.“

Später, als die stattliche Figur (1 Meter 90) des Schachliebhabers und Genussmenschen allmählich auf fast zwei Zentner anwuchs und die stets elegant gefönten Haare silbern wurden, trainierte er Größen der deutschen Fußballprovinz: Erst Waldhof Mannheim (Liga 3), dann den LR Ahlen (Liga 2), zuletzt Arminia Bielefeld (Aufstieg 2004 in Liga 1). Über sein Begeisterungspotenzial für den Kölner Karneval ist nichts bekannt, immerhin aber wird seine Familie anderweitiges Entertainment goutieren: In Ahlen, wo die Rapolders jetzt drei Jahre lebten, hat die Familie „nicht einmal ein Kino“ ausmachen können. In Köln ist schon der FC ständiges großes Kino.

Früher war Uwe Rapolder ein Poltergeist, herrisch, prollig. Heute ist eine scheinbare Arroganz geblieben, die sich im Gespräch aber schnell verflüchtigt. Er ist ein geselliger Mensch, intelligent, attitüdenarm, meinungsstark. In vielem ein Anti-Stevens. Weil der Anekdotenfreund gern plaudert, darf sich der Kölner Boulevard freuen. Auf dem Platz ist Rapolder eher stevensesk: Er gilt als harter Hund, giftig, unbarmherzig, erfolgsfixiert. Rapolder hat in Bielefeld den Begriff Konzeptfußball geprägt: aus wenig individueller Klasse ein Maximum an Spielkultur herausholen. Beim FC wäre, das weiß jeder, der diese Jammersaison durchlitten hat, schon ein Minimum mehr als bisher sehr viel.

Uwe Rapolders Wechsel an den Rhein war eine strategische Geheimmission. Noch Ende April hatte er jegliches Gespräch mit FC-Funktionären geleugnet. Vor Wochen hatte er mit einem Vagabundensatz aufhorchen lassen: „Ich war bisher nie zur richtigen Zeit am richtigen Ort.“ Die Agenturmeldung von seiner Unterschrift beim FC kam gestern am richtigen Ort zur exakt richtigen Zeit: um 11 Uhr 11. BERND MÜLLENDER

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