Wirte wollen weniger Pflichten

GASTRONOMIE Eine neuer Beschluss für Bars und Restaurants in einer Seitenstraße des Viertels macht den Besitzern das Überleben schwer: Sie müssen eine Restgehwegbreite von zwei Metern einhalten

„Wenn das so weiter geht, machen wir pleite“

ARMIN BEHPOUR, KOSTBAR

Es ist zu viel, sagt Armin Behpour. Der Inhaber des Restaurants Kostbar in der Susannenstraße ärgert sich über den neuen Beschluss der Bezirksversammlung. Demnach dürfen Wirte nur noch dann Außengastronomie betreiben, wenn eine Restgehwegbreite von zwei Metern bleibt. Zuvor galten 1,50 Meter.

„Wenn das so weiter geht, machen wir pleite“, sagt Behpour. Im letzten Jahr wurden Schallschutzschirme in der Susannenstraße Pflicht, nachdem sich Anwohner über den Lärm beklagt hatten. 3.000 Euro habe ihn der Schirm gekostet, sagt Behpour. „Was sollen die gegen Lärm bringen?“, fragt er: „Die sind zu allen Seiten offen!“

Den teuren Schirmen folgte nach Aussage der Gastronomen die Beschneidung der abendlichen Öffnungszeiten um eine Stunde. Und jetzt das neue Gesetz. „Mir fallen dadurch 30 Prozent meiner Außenplätze weg“, sagt Behpour. Das hieße 30 Prozent weniger Umsatz. Dabei braucht er gerade den Sommer, um das Geld zu verdienen, das während des Winters nicht reinkommt. Behpour überlegt jetzt, ob er einige seiner 25 Angestellten gehen lassen muss. Mit anderen Gastronomen hat er jetzt eine Unterschriftenkampagne gestartet – „Kein Platz mehr in der Sonne“–, um gegen die Beschlüsse des Bezirks zu protestieren.

In Sichtweite der Kostbar sitzt Gerrit Lerch, Inhaber des Bedford Cafés, Ecke Susannenstraße und Schulterblatt. Er ist froh, dass er damals auf Tische zur Susannenstraße verzichtet hat und seine Außengastronomie nur auf dem Schulterblatt steht. So spart er sich das Geld um die „Posse“ mit den Schallschutzschirmen. Für seine Berufsgenossen nebenan hat Lerch Verständnis: „Wer hat es schon gerne, wenn einem das Geschäft, dass man sich mühsam erarbeitet hat, plötzlich beschnitten wird.“ Die Politik versuche wohl, die Gasto-Szene aus den Seitenstraßen herauszuhalten, glaubt Lerch. Mit der Piazza als Bar-Meile hätten sie sich abgefunden. Daher sollen zumindest die Nebenstraßen frei bleiben.

Mehr als die Beschlüsse um Schallschutzschirme und Gehwegerweiterungen besorgt Lerch allerdings die Tatsache, das sein Antrag auf die Außen-Konzession immer noch nicht zurück ist. Er braucht ihn, um draußen Stühle und Tische aufstellen zu dürfen. Früher kamen die Papiere sofort zurück, sagt er. Jetzt warten wir alle immer noch, sagt Lerch. Zumal die „Draußen-Saison“ am 1. März angefangen habe.  EFK