Urschreie und Trommeln

Die Gruppe „Yamato“ in der Staatsoper

Es sind ungewohnte Klänge, die in der Staatsoper in diesen Tagen zu hören sind, während der gewohnte Spielbetrieb Sommerpause macht: Donnernde Trommelschläge, treibende Rhythmen und immer wieder ein archaischer Urschrei, der das Spektakel kurz durchbricht; dann halten die muskelbepackten Körper auf der Bühne einen Moment still, bevor sie erneut in einen gewaltigen, gemeinsamen Pulsschlag verfallen.

Schon seit Jahren begeistert die japanische Gruppe „Yamato“ ihr Publikum mit dem Spiel auf traditionellen Taiko-Trommeln: handgearbeitete Einzelstücke aus Tierhäuten und wuchtigen Baumstämmen, bis zu 400 Kilogramm schwer. Sie scheinen nicht nur die Wände zum Vibrieren zu bringen, sondern auch ein ganz spezielles Bedürfnis zu befriedigen. Schließlich geht es wie immer, wenn es um Rhythmus geht, zugleich auch um das Eins-Sein mit dem Augenblick, mit sich selbst, mit anderen. „Wie der starke und kräftige Herzschlag eines einsamen Läufers“, beschreibt der Gründer und Leiter der Gruppe, Masa Ogawa, ihre Musik.

Es sei die pure Lust am Rhythmus gewesen, sagt Ogawa, der die vier Gründungsmitglieder 1993 zusammenbrachte. Irgendwann packten sie ihre Trommeln ein und versuchten sich vor westlichem Publikum. Die europäischen Zeitungen schrieben von Gotteserweckung und Ekstase.

Es ist wohl dieses vage Gefühl fernöstlicher Spiritualität, das „Yamato“ hier die Anerkennung gebracht hat, die sie in ihrer Heimat noch immer vermissen. Zugleich sind sie selbst westlicher geworden und haben sich professionalisiert. Mittlerweile ist das Quartett zu einem Team mit 18 Mitwirkenden angewachsen, die den Besuchern eine perfekt ausgearbeitete Choreographie bieten, mal leise, mal laut, und bisweilen mit komödiantischen Einlagen. CARINA BRAUN