Streit um einen Zahn

Lea Rosh will im Holocaust-Mahnmal den Zahn eines NS-Opfers anbringen lassen. Das stößt auf Kritik

Der Plan, den Backenzahn eines Holocaust-Opfers im Denkmal für die ermordeten Juden Europas zu verewigen, stößt auf scharfe Kritik. Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, bezeichnete die Idee der Chefin des Förderkreises, Lea Rosh, als „pietätlos“. Auch die Jüdische Gemeinde zu Berlin lehnt das Vorhaben entschieden ab. Rosh weist die Vorwürfe als haltlos zurück.

Die Mahnmal-Initiatorin hatte am Dienstag beim Festakt zur Einweihung der Gedenkstätte angekündigt, den Backenzahn eines im polnischen Nazi-Vernichtungslager Belzec Ermordeten in einer der 2.711 Stelen zu verewigen. Architekt Peter Eisenman habe ihr das zugesagt. Den Zahn hatte die Publizistin vor vielen Jahren bei Dreharbeiten für einen Film gefunden. Zugleich soll in einer Stele ein gelber „Judenstern“ eingeschlossen werden, den Rosh von einer Holocaust-Überlebenden aus Amsterdam erhalten hatte.

Nach Darstellung Spiegels verletzt es die religiösen Gefühle, wenn Rosh „eigenmächtig Teile von Leichen außerhalb von jüdischen Friedhöfen platziert“. Das grenze an Blasphemie.

Das Mahnmal dürfe „kein Friedhof oder Reliquienschrein“ werden, forderte der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Berlins, Albert Meyer. Sollte die Idee von Rosh dennoch umgesetzt werden, müssten sich die Juden überlegen, ob sie diesen Ort überhaupt betreten könnten.

Rosh sagte, die Angriffe seien „bedauerlich“ und hätten sie „sehr erstaunt“. Sie habe sich zuvor bei einem Rabbiner vergewissert, nach dessen Aussage nichts gegen das Vorhaben spreche, sagte sie. Auch orthodoxe Juden, mit denen sie gesprochen habe, hätten daran „keinen Anstoß genommen“. Die konkreten Aussagen Spiegels und Meyers wollte sie „nicht kommentieren“. Sie legte aber beiden nahe, sich besser zu informieren und ihre Vorwürfe zurückzunehmen. DDP