Schrottreaktor für Südafrika

Die Dortmunder Thyssen-Tochter Uhde liefert Atomenergie nach Südafrika, die in Nordrhein-Westfalen längst ausrangiert wurde. Grüne und Umweltinis wollen die lukrative Lieferung stoppen

von ANNIKA JOERES

Eine Dortmunder Firma lässt in Südafrika Atomkraftwerke bauen: Uhde, eine Tochter von Thyssen Krupp, kassiert 20 Millionen Euro für eine nukleare Pilotanlage in der Nähe der Hauptstadt Pretoria. Der zukünftige Meiler wird nach dem Vorbild des mittlerweile still gelegten Werkes in Hamm-Uentrop gebaut. Hierzu liefert das Unternehmen Kühlturm-, Dampf- und Druckluftsysteme. Nach der Fertigstellung im Jahr 2010 sollen dort jährlich 270.000 radioaktive Kugelbrennelemente produziert werden. Grüne und UmweltschützerInnen protestieren gegen den globalen Deal.

„Das ist ein Skandal“, sagt Horst Blume von der Bürgerinitiative Umweltschutz in Hamm. Er kämpfte jahrelang für das Abschalten des Atomkraftwerkes in seiner Nachbarschaft. „Die tennisballgroßen Brennelemente haben im Hochreaktor Hamm-Uentrop zu massiven Problemen geführt.“ In Zukunft werde wohl die südafrikanische Bevölkerung den Gefahren dieser nuklearen Energie ausgesetzt. Blume kritisiert die rot-grüne Landes- und Bundesregierung. „Sie hat jahrelang Patente und Know-How für die Hochreaktortechnik nach Südafrika geliefert, jetzt ist die deutsche Industrie am Zuge.“ Das sei eine seltsame Auffassung von „Atomausstieg.“

Auch die Dortmunder Grünen gehören zu den Kritikern der Lieferung. „Wir wollen weder Menschen in Südafrika noch irgendwo anders auf der Welt Menschen den Gefahren nuklearer Technologien aussetzen“, sagt Kreisgeschäftsführerin Martina Müller. Diese Technologie dürfe nicht expandiert werden. Die Grüne weiß, dass die Bundesregierung seit Jahren dieses Auslandsgeschäft fördert. „Wir kritisieren das auch seit Jahren“, sagt sie. Mit großem Optimismus verweist sie auf den nächsten Koalitionsvertrag von SPD und Grünen: „Dort müssen solche Geschäfte verboten werden!“

Die Firma Uhde kann die Reaktion auf ihr Geschäft nicht verstehen. „Wir bauen ja kein Atomkraftwerk“, sagt Sprecher Andreas Beckers. Nüchtern betrachtet sei ihr Geschäft kein Grund zur Aufregung. Im Gegenteil, es würde nur „1A-Material“ nach Afrika geliefert.

Schon seit Jahrzehnten profitiert Uhde von der Atomenergie im dritten Kontinent. Schon seit 1962 ist das Unternehmen in Südafrika aktiv, zu einer Zeit also, als noch das Apartheid-Regime herrschte. Sie bieten dort Wirtschaftlichkeitsstudien, Technologien und Anlagen an. Andere Dortmunder PolitikerInnen begrüßen sogar die ferne Investition: Die FDP sei froh, wenn auch atomare Anlagen mit Hilfe deutscher Technologien gebaut würden, so Dortmunds Kreisvorsitzender Michael Kauch. „Es ist doch besser, Südafrika baut mit deutscher Spitzentechnologie als mit schlechterer Technik aus Russland.“