Geteilte Pleite ist halbe Pleite

Die Kölner Schuldnerberatung hilft insolventen Privatpersonen immer häufiger mit Gruppengesprächen aus der Isolation. Der Andrang sei anders nicht zu bewältigen

KÖLN taz ■ „Ich habe richtig Panik bekommen“, berichtet Gaby F. Ihr Freund hatte sie mit zwei kleinen Kindern sitzen lassen. Einen Handyvertrag und Rechnungen vom Versandhandel konnte die arbeitslose 31-Jährige nicht mehr bezahlen. 6.000 Euro Schulden hatte sie angehäuft. Die Gläubiger wurden in ihren Briefen an die Sozialhilfeempfängerin immer aggressiver. Die Bank kündigte ihr schließlich das Konto. Hilfe in ihrer verfahrenen Situation bekam Gaby F. von der Schuldnerhilfe Köln.

„Insgesamt sind rund 40.000 Kölner Haushalte überschuldet“, umreißt Geschäftsführer Michael Eham die Dimension des Schuldenproblems. Arbeitslosigkeit, Ausbreitung von Niedriglöhnen und Trennungen sind die häufigsten Gründe für Überschuldung. Auch ein mangelndes Finanzmanagement in der Familie führe in die Schuldenfalle. Seit 1999 können zahlungsunfähige Privatpersonen mit Hilfe des Insolvenzverfahrens langfristig ihre Schulden abbauen.

Rund 2.500 Erstberatungen haben die 14 MitarbeiterInnen der Schuldnerhilfe Köln allein im letzten Jahr geführt. „Gegenüber 2003 stieg die Zahl der Privatinsolvenzen in Köln um 39,5 Prozent“, beziffert Eham die stetig wachsende Zahl der Ratsuchenden. Um dem Andrang Herr zu werden, erprobte die Schuldnerhilfe erstmals im Jahre 2002 die Gruppenberatung bei der Verbraucherinsolvenz. Inzwischen ist die Methode so ausgereift, dass sie jetzt zum Standardangebot in der Schuldnerhilfe Köln geworden ist. „Wir konnten mit der Gruppenberatung seit Mitte 2004 die Warteliste systematisch abbauen“, erklärt Geschäftsführer Eham den Vorteil des neuartigen Angebots. Die Zahl der Insolvenzberatungsfälle konnte so gegenüber 2003 um 72,5 Prozent gesteigert werden.

„Ich habe mich in der Gruppe wohl gefühlt, weil ich nicht mehr allein betroffen war“, sagt Gaby F. Statt in Einzelgesprächen wird an fünf Terminen 10 bis 14 Personen gemeinsam das Verfahren der Privatinsolvenz erklärt. „So ersticken wir nicht mehr im Schriftverkehr und können mehr Menschen beraten“, erläutert Fachberater Wilfried Trapp die Vorteile. Die Gruppenmitglieder erarbeiteten sich ihren Erfolg selbst. „Das steigert das eigene Selbstbewusstsein.“ Nach wie vor prüfen die Mitarbeiter jeden Insolvenzantrag, bevor er beim Gericht eingereicht wird.

THOMAS SPOLERT