IN DIE KNIE
: McDonald’s ist weg

Die Fritteusen und Kassen standen still

Jahrelang kam ich auf dem Weg zur U-Bahn-Station Frankfurter Tor an der McDonald’s-Filiale vorbei, wo ich besonders an den Wochenenden durch weggeworfenes Verpackungspapier stapfen musste. Vor allem der Anblick von Familien, deren einzige gemeinsame Aktivität in der Einkehr bei McDonald’s zu bestehen scheint, war nur schwer zu ertragen. Zum Glück fanden die Kindergeburtstagspartys in der zweiten Etage statt, so dass mir dieser Anblick all die Jahre erspart geblieben ist.

Vor einigen Wochen war plötzlich Schluss. Die Fritteusen und Kassen standen still, es gab weder „Aktionsprodukte“ noch Kunden. Der Laden im Windschatten des sozialistischen Prachtboulevards, der ehemaligen Stalinallee, war zu. Im Vorbeilaufen sah ich ein Schild an der Eingangstür hängen. Ich dachte, die Betreiber würden die Innenarchitektur noch zielgruppenorientierter gestalten.

Woche für Woche verging, ohne dass sich etwas tat hinter den immer schmutziger werdenden Scheiben. Das wunderte mich und so stieg ich eines Tages die wenigen Stufen zu der geschlossenen Eingangstür hoch. „Diese Filiale wird dauerhaft geschlossen“, las ich. Ich war perplex. Mit allem hatte ich gerechnet, aber nicht mit so einer frohen Botschaft. Meine Freude währte nicht lange. Mit Bangen dachte ich daran, dass es um die Kaufkraft in Friedrichshain viel schlimmer stehen musste, als ich bisher angenommen hatte. Hat sich der Laden nicht mehr gerechnet? Oder haben die Tierschützer und Veganer, die immer mal wieder ihre Parolen auf den Gehweg gesprüht haben, den Essensdiscounter in die Knie gezwungen?

Gespannt verfolge ich nun, wer die zwei Etagen beziehen wird. Ich hoffe inständig, dass ich auf dem Weg zur U-Bahn demnächst nicht an einer dieser unsäglichen „Bubble Tea“-Filialen, zu Deutsch Blasentee, vorbei muss. BARBARA BOLLWAHN