Wenn der Pingelheini zweimal bimmelt

Museumsbahnen in und um Bremen laden Ausflugswillige an Pfingsten und in der gesamten Saison zu Touren ein. An den Feiertagen fahren einige sogar Sonderschichten. Und das Fahrrad darf natürlich auch auf allen Strecken mitfahren

bremen taz ■ Sie haben Konjunktur. Überall werden Gleise frei geschnitten, alte Damen aus Eisen unter Dampf gesetzt: Museumsbahnen im Bremer Umland laden an den Pfingstwochenenden zu Ausflügen ein. Die älteste ist die Museums-Eisenbahn Bruchhausen-Vilsen. Claas Rehmstedt kümmert sich um die Vermarktung der Bahn, die auf einer acht Kilometer langen Strecke von Bruchhausen-Vilsen über Heiligenberg nach Asendorf fährt. „Pfingsten haben wir bis zu sieben Züge im Einsatz“, sagt er nicht ohne Stolz. Rund 1.200 Vereinsmitglieder kümmern sich um Pflege und Erhalt der Bahnen. Über 100 Fahrzeuge hat der Verein in seinem Besitz, vor allem aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Die Aktiven des Vereins Museumsbahn Bremerhaven–Bederkesa haben sich mehr auf die 50-er Jahre spezialisiert. Von Pfingstsonntag bis Ende September verkehren ihre Züge auf der 25 Kilometer langen Strecke. Rund eineinhalb Stunden dauert die Fahrt bis zum Fischereihafen Bremerhaven. „Bei uns fügt sich alles zu einem schlüssigen Gesamtbild, was ein unvergessliches Erlebnis verspricht“, sagt Hans-Wolfgang Harden, zweiter Vorsitzende des Vereins. Den Club gibt es seit 1990, als die Strecke stillgelegt wurde. Ein Drittel der Gleisanlagen haben die 360 Mitglieder erneuert, seit 2001 ist „ihre“ Bahn in Betrieb.

Wie die anderen beiden Bahnen nimmt auch der „Pingelheini“ Fahrräder mit. Der Zug fährt seit 1991 auf der Strecke Bremen–Thedinghausen, der ungewöhnliche Name – bis zur Einstellung des Personenverkehrs auf der Strecke im Jahre 1955 kannten die Menschen nur diesen – entstammt dem Volksmund: „Pingeln“ ist das niederdeutsche Wort für Klingeln. Die Lokführer betätigten die Glocken ihrer Dampfloks zur Warnung, wenn sie durch Ortschaften und Bahnhöfe fuhren. Die Museumsbahn hat diese historische Bezeichnung wiederbelebt.

Seit dem Himmelfahrtstag ist der historische Zug in seiner 15. Sommersaison unterwegs, am Pfingstmontag gibt es die nächste Tour. Der Zug fährt zweimal täglich von Bremen-Kirchhuchting über Stuhr und Weyhe nach Thedinghausen – eine Strecke, die Nahverkehrsplaner übrigens gerne für die Straßenbahn nutzen würden.

Alle Bahnhöfe des „Pingelheinis“ liegen an Radwegen des „Grünen Ring Region Bremen“, viele Fahrgäste radeln zurück. Platzprobleme gibt es nicht: Alle Züge sind mit Fahrradwagen ausgestattet.

Die ehrenamtlich tätigen Aktiven des Vereins „Kleinbahn Leeste“, der die Museumsbahn betreibt, haben den zurückliegenden Winter genutzt, um Strecke und Fahrzeuge instand zu halten. An mehreren Wochenenden waren sie mit einem Arbeitszug auf der Strecke unterwegs, um Bäume und Sträucher zurückzuschneiden, damit diese den Fahrweg nicht behindern. Die rund 80 Jahre alten Waggons wurden aufgearbeitet und haben unter anderem eine Lautsprecheranlage erhalten.

Der Moorexpress fährt mit seinen Zügen von Osterholz-Scharmbeck bis nach Stade. Seit 1999 sind die Triebwagen zwischen Weser und Elbe unterwegs. Imke Reichardt vom Gästebüro in Worpswede empfiehlt den Reisenden an den verschiedenen Stationen auch einmal auszusteigen. „Dort gibt es genügend kleine Attraktionen, die zum Verweilen einladen.“ Kay Müller

Weitere Informationen zu den Museumsbahnen unter www.moorexpress.net, www.pingelheini.de, www.museumsbahn-bremerhaven-bederkesa.de und www.museumseisenbahn.de