„Alle nicht vom Fach“

Klaus Bernbacher über die Misere der Bremer Kulturpolitik – und wie man ihr nun abhilft

taz: Jetzt kriegen wir wieder einen neuen Kultursenator. Ist das gut?

Klaus Bernbacher: Das ist eine Katastrophe. Wir haben seit 1999 vier Senatoren für Kultur verbraucht, die alle von der CDU kamen. Und alle nicht vom Fach. Zweimal mit der Koppelung an das Innenressort, zweimal mit der Koppelung an das Wirtschaftsressort. Das muss jetzt aufhören.

Wie soll es weitergehen?

Unsere Kulturbelange in Bremen sind doch kommunale Aufgaben. In Bremerhaven gibt es einen eigenen Kulturdezernenten.

Also brauchen wir keinen Senator?

Wir brauchen ein vernünftig organisiertes Kulturamt. Ich habe als Abgeordneter 1999, als diese Kultur-Management-GmbH eingeführt wurde, schon im Parlament gesagt, lassen Sie die Finger davon, machen Sie ein anständiges Kulturamt. Bremen hat 550.000 Einwohner, das ist eine Stadt wie Dutzend andere auch. Man kann den Leiter Staatsrat nennen, aber man sollte es anbinden an Bildung und Wissenschaft nach diesen Irrungen der letzten Jahre.

Wir haben doch eine Kultur-Staatsrätin: Elisabeth Motschmann.

Nun gut, ich will mich über Personen nicht weiter äußern. Ich bin der Auffassung, dass nach dem Debakel von vier CDU-Kultursenatoren die Verantwortung zur SPD wechseln sollte.

Die große Frage ist in der Kulturpolitik, was nach dem Ende auf den Titel Kulturhauptstadt passieren soll. 60 Millionen Euro neue Schulden waren dafür vorgesehen.

In diesen Zeiten knapper Kassen müssen die anvertrauten Einrichtungen so ausgestattet werden, dass sie krisenfest sind und Qualität bringen können. Und es müssen Mittel für Projekte da sein, um die freie Szene zu bedienen. Das ist alles. Wir brauchen nicht weitere Events, um nach draußen zu wirken. Wir haben die Kunsthalle, das Musikfest, die Breminale. Das Heller-Büro sollte aufgelöst werden nach dieser verdienstvollen Bewerbung zur Kulturhauptstadt, die nicht erfolgreich war, weil auch die Jury gemerkt hat, dass der finanzielle Unterbau fehlt. Eine Stadt wie Essen hat 90 Millionen Euro Mittel für Kultur – ohne die Wirtschaftsfördermittel. Kultur in Bremen muss wieder ein eigenständiges Gewicht bekommen.

Interview: kawe