Ministerium will Strahlenchaos beenden

GORLEBEN Grenzwerte am Atommülllager 2011 nach Betreiber- und Landesberechnung eingehalten

Um Verwirrungen bei Strahlenmessungen am Atommüll-Zwischenlager Gorleben zu vermeiden, will Niedersachsens Umweltministerium die Messmethoden vereinheitlichen. Künftig sollen der Zwischenlager-Betreiber GNS und die Landesbehörden ihre Methodik angleichen, kündigte Ministeriumssprecherin Inka Burow gestern der taz an.

Widersprüchliche Prognosen zur Jahresstrahlendosis am Zaun des Zwischenlagers und Warnungen, der zulässige Grenzwert von 0,3 Millisievert (mSv) werde überschritten, hat es schon vergangenen Sommer gegeben. Und auch die jetzt vorgelegten Ergebnisse zur tatsächlichen Jahresstrahlendosis 2011 sind wenig einheitlich: 0,195 Millisievert (mSv) hat die Zwischenlager-Betreibergesellschaft GNS gemessen, 0,23 mSv die amtliche Messstelle, der Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN).

Unter dem Jahresgrenzwert liegen zwar beide Ergebnisse; die BI Lüchow-Dannenberg wirft der GNS dennoch „Irreführung“ vor: Der Betreiber zieht bei seinen Berechnungen höhere Werte als natürliche Hintergrundstrahlung vom Messergebnis ab als das NLWKN. Wo die BI von einer „unglaublichen, verzerrenden Differenz“ spricht, reagiert das Umweltministerium unaufgeregt: Amtlich seien die GNS-Angaben schließlich nicht, das NLWKN überprüfe und kontrolliere sie.

Einen Streit, wie ihn sein Amtsvorgänger Hans-Heinrich Sander wegen des Strahlen-Chaos letzten Sommer mit Greenpeace und Bürgerinitiativen führte, versucht Umweltminister Stefan Birkner (beide FDP) aber offenkundig zu vermeiden: Sowohl der Betreiber als auch die Landesbehörde sollen sich bei Messungen künftig an der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) orientieren. „Wir wollen auf dem Stand von Wissenschaft und Technik sein“, sagt Birkners Sprecherin. „Die PTB ist als oberste amtliche Messbehörde unangefochten, an ihrem Equipment wird alles andere geeicht.“ THA