Öl im Tank

Das Hamburger Tennisturnier „Am Rothenbaum“ scheint langfristig gesichert – dank 3,5 Millionen Euro aus Katar

Der Glückwunsch fiel ungewöhnlich herzlich aus. Walter Knapper, Turnierdirektor am Hamburger Rothenbaum, fing Roger Federer nach dessen 6:3, 6:4-Halbfinalsieg über Nikolay Davydenko auf dem Weg in die Umkleide ab. Nach ein, zwei wohlwollenden Schultertätschlern schloss er ihn schließlich gänzlich ihn die Arme. Die beiden mögen sich, seit der Schweizer in Hamburg aufschlägt – und Jahr für Jahr aufs Neue siegt. Darüber hinaus weiß Knapper zu schätzen, wie wichtig der sympathische Weltranglistenerste für sein Turnier ist.

Nach dem frühen Ausscheiden des Superstars Andre Agassi und der deutschen Spieler sorgte der Publikumsmagnet bis zu seinem Turniersieg (6:3, 7:5, 7:6 gegen Richard Gasquet) nahezu im Alleingang für Besucherzahlen in Rekordhöhe. 104.500 kamen an neun Turniertagen, trotz schlechten Wetters und einem, zumindest für die Veranstalter, beängstigendem Favoritensterben.

Doch nicht einmal die erneute Steigerung der Zuschauerzahlen konnte das ATP-Master in Hamburg wirtschaftlich auf gesunde Füße stellen. Auch in diesem Jahr wird das Turnier keinen Gewinn einspielen, sondern wohl einige hunderttausend Euro Verlust. Dennoch sehen die Veranstalter das Turnier nach langen Jahren der Ungewissheit wieder gesichert. „Der Standort Hamburg kann auf jeden Fall weiter durchgeführt werden“, sagte Dr. Georg von Waldenfels, Präsident des Deutschen Tennis-Bundes (DTB).

Dass er dies endlich voller Überzeugung sagen durfte, verdankt der Präsident des notorisch klammen Tennisverbands einer Investition seines Pendants aus Katar. Für 3,5 Millionen Euro erwarb Scheich Mohamad bin Faleh Al-Tanin 25 Prozent der Stammrechte am Turnier und 49 Prozent an der neuen Rothenbaum Sport GmbH. Außerdem besitzt der Tennisverband Katar nun die erste Kaufoption auf das Hamburger Mastersturnier.

Skepsis ob der Absichten der Kataris wischt von Waldenfels beiseite: „Wir verfolgen ein Miteinander der beiden Verbände in vielfältigen Bereichen wie der Nachwuchsförderung, aber auch eine wirtschaftliche gemeinsame Plattform.“ Die Kartaris, die im kommenden Jahr drei von sechs Plätzen im Aufsichtsrat der GmbH besetzen, hätten verstärktes Interesse, sich in Deutschland zu präsentieren, so von Waldenfels, „auch über den Sport hinaus“.

Wie das aussehen kann, wurde in diesem Jahr beim Damenturnier in Berlin deutlich. In der Hauptstadt, das Turnier heißt nach dem Einstieg Scheich Mohamads inzwischen „Qatar Total German Open“, verschönerten zahlreiche Palmen das Gelände und orientalisch kostümierte Schönheiten verteilten entkernte Datteln. Wie sich die Zusammenarbeit beim 100. Turnier am Rothenbaum darstellen wird, bleibt abzuwarten. Ebenso wie die Frage, ob Chairman Boris Becker dem Turnier in dieser Funktion erhalten bleibt.

„Qatar Total“ am Rothenbaum erscheint wenig realistisch. „Eine feindliche Übernahme“, sagte von Waldenfels, „wird es nicht geben.“ HENDRIK TERNIEDEN