Was Hänschen nicht lernt

SCHULE Niedersachsen will Kitas und Schulen räumlich zusammenführen. Damit möchte Kultusminister Althusmann den Streit ums Turbo-Abi beenden. Landeselternvertretung: „Effekthascherei“

Der Landeselternrat fragt sich, „welche Defizite die Elementarschule lösen soll“

Als „Effekthascherei“ hat der Landeselternrat in Niedersachsen die Pläne der Regierung kritisiert, Kitas und Grundschulen zur „Elementarschule“ zusammenzufassen. „Nach der Oberschule ist die Elementarschule schon der zweite Name, der eingeführt werden soll“, so Elternsprecher Pascal Zimmer.

Für die Elementarschule ausgesprochen hatte sich Kultusminister Bernd Althusmann (CDU) am Dienstag bei einem Wahlkampf-Themenkongress. Es sei eine „riesige Chance“ für die frühkindliche Bildung, auch im Hinblick auf den Streit um das Abitur nach zwölf Jahren. Anstatt die Gymnasialzeit wieder auf 13 Jahre nach hinten zu verlängern, so Althusmann, sei es sinnvoller, die Bildung der Kinder nach vorne zu schieben.

Nach Angaben des Ministeriums sollen acht Modellregionen im Land die Elementarschule erproben. Wie das gehen kann, hatte Ministerpräsident David McAllister (CDU) vor einem Jahr bei einem Londonbesuch erfahren: An einer Schule im Stadtteil Southwark befinden sich Kindergarten und die „Primary school“ im selben Haus. Die Einschulung werde dadurch zu einem glatten Übergang, so McAllister. Auch könnten die Kinder früher gefördert werden.

Dem Landeselternrat indes ist „nicht klar, welche Defizite die Elementarschule lösen soll“, sagt Sprecher Zimmer. Die Frage sei, was ein neues Modell erreiche, was Kita und Grundschule nicht leisteten. Verbesserungen könnten „weniger spektakulär“ genauso gut im Bestehenden geschehen. Alternativen seien die Verlängerung der Grundschulzeit oder die Vermittlung von Lerninhalten in Kitas.

Es sei aber eine offene gesellschaftliche Frage, wie lange Kindern Zeit zum Spielen gegeben werde, sagt er weiter. Der Wunsch von Eltern nach sozialem Aufstieg ihrer Kinder werde zu Recht mit Bildung verbunden. „Wir sollten die Schraube nicht zu weit drehen“, sagt Zimmer, „und erwarten, dass Vierjährige bereits lesen, schreiben und rechnen können.“ (taz/dpa)