Selektion am Rande

Die jungen Leute, die Polizei zunächst am Gedenken in Neuengamme hinderte, kamen vom Auschwitzkomitee

Am Rande einer Veranstaltung in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme Anfang Mai ist einer Gruppe junger Leute zunächst der Einlass verwehrt worden. Das bestätigte der stellvertretende Gedenkstättenleiter Reimer Möller der taz gestern auf Nachfrage. Die Polizei habe ihn gebeten, darüber zu entscheiden, ob eine am Eingang festgehaltene Gruppe von etwa 20 jungen Leuten an der Veranstaltung zum 60. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus teilnehmen dürfe oder nicht. Als ihn Mitarbeiter der Gedenkstätte darauf hingewiesen hätten, dass es sich dabei um Mitglieder des Auschwitzkomitees handele, habe er entschieden, sie passieren zu lassen, so Möller, dem an dem Tag das Hausrecht der Gedenkstätte übertragen worden war.

Nachdem die taz in ihrer Pfingstausgabe über den Vorfall berichtet hatte, ging in der Redaktion die E-Mail einer Person ein, die nach eigenen Angaben „selbst im Umfeld der Gedenkstätte tätig“ ist. Demnach handelte es sich um „Leute aus dem autonomen Antifa-Spektrum, aus linken Einrichtungen und um junge Mitglieder des Auschwitzkomitees“. Einige dieser Besucher hätten mit Spenden dafür gesorgt, dass KZ-Überlebende die Möglichkeit hatten, die Außenlager zu besuchen, in denen sie gefoltert worden waren. Im Übrigen habe eine Absprache zwischen Gedenkstättenleitung und Polizei dieser „das Recht zu ‚selektieren‘“ eingeräumt.

Die Polizeipressestelle verweist auf eine kleine Anfrage der SPD zu dem Sachverhalt. Bis zur Antwort des Senats dürfen die Beamten selbst keinerlei Auskunft erteilen. Markus Jox