Es wäre ein Fehler, die Ausbildungsplatzumlage zu begraben
: Nur betteln hilft nicht

Mit den versprochenen Lehrstellen könnte es in diesem Jahr nichts werden. Die Konjunktur sei schlecht, die allgemeine Stimmung sowieso – mit diesen Worten bereitet die deutsche Wirtschaft das Land darauf vor, dass der mit der Bundesregierung vereinbarte Ausbildungskonsens nach nur einem – halbwegs erfolgreichen – Jahr zu scheitern droht.

Dass sich SPD und Gewerkschaften jegliche Kritik an der Lehrträgheit vieler Unternehmen herunterschlucken, offenbart die Diskrepanz zwischen öffentlich vorgetragener Kapitalismuskritik und Regierungshandeln. Dabei liegt das Gesetz zur Ausbildungsplatzumlage, einst beschlossen als soziale Komponente der Agenda 2010, fertig ausformuliert vor. Doch obwohl Unternehmer-Bashing in Mode gekommen ist, traut sich die Koalition nicht, es aus dem Giftschrank zu holen. Zu groß war vor einem Jahr die Empörung der Unternehmer. Und zu sehr befürchten die Befürworter des Gesetzes jetzt, erneut von Kanzler Schröder und Wirtschaftsminister Clement zurückgepfiffen zu werden.

Die Umlage ist zum Tabuthema geworden. Das macht es für gering qualifizierte Hauptschulabgänger in den kommenden Jahren noch schwerer, eine Lehrstelle zu finden. Denn der Gesetzentwurf mag Bürokratie schaffen und mit Rücksicht auf kleine Unternehmen überarbeitungsbedürftig sein – allein als Drohung hat er viel bewirkt, denn die Zahl der angebotenen Lehrstellen ist ausgerechnet im Jahr 2004 erstmals in diesem Jahrzehnt wieder gestiegen. Erst die Ankündigung der Zwangsumlage hat den Ausbildungspakt überhaupt möglich gemacht.

Noch immer werden zu viele Jugendliche in Praktika und Berufsvorbereitungskursen geparkt, anstatt eine Lehrstelle zu erhalten. Doch daran wird sich nichts ändern, wenn nur an die soziale Verantwortung von Unternehmen appelliert wird. Und alle SPD-Politiker mögen so viel durch die Republik touren und um Lehrstellen betteln, wie sie wollen: Wenn sie freiwillig jedes Druckmittel aus der Hand geben, können sie ihrem Versprechen an die Jugend nicht nachkommen. KLAUS JANSEN