STENT-IMPLANTATION AN HERZKRANZGEFÄSSEN
: Doppelte Herzinfarktrate

Auch für verengte Herzkranzgefäße existieren zwei mögliche Operationsverfahren: die „koronare Bypassoperation“, bei der das verengte Gefäß operativ mit einer neuen Gefäßbrücke versorgt wird, sowie die Stent-Implantation. Hierbei wird das Gefäß mit einem Metallröhrchen (Stent) aufgeweitet. 2010 wurde die Stent-Implantation in Deutschland 325.872-mal durchgeführt. Das war eine Zuwachsrate von 5 Prozent gegenüber 2009. Die Bypassoperation dagegen wurde 2010 bei 55.993 Patienten durchgeführt.

Dabei ist die Stentimplantation nur vermeintlich schonender. Das belegen Vierjahresergebnisse der weltweit größten vergleichenden Studie „Synergy between PCI with Taxus and Cardiac Surgery“. Im Oktober 2011 wurde die Studie an 1.800 Patienten unter Leitung des niederländischen Kardiologen Patrick Serruys in Lissabon vorgestellt. Danach ist die koronare Bypassoperation den medikamentenbeschichteten Stents deutlich überlegen: Während vier Jahre nach der Operation mehr als 91 Prozent der Bypasspatienten lebten, waren in diesem Zeitpunkt fast 12 Prozent der mit einem Stent behandelten Patienten verstorben. Nach Stent-Implantationen waren zudem mehr als doppelt so oft erneute Eingriffe notwendig wie nach einer Bypassoperation (23,9 Prozent gegenüber 11,0 Prozent). Auch die Rate der Herzinfarkte war nach einer Stent-Implantation mit 8,3 Prozent deutlich höher als nach einer Bypassoperation (3,8 Prozent).

Ähnlich vernichtend fiel unlängst die Beurteilung sogenannter Wingspan-Stents zur Gefäßerweiterung im Gehirn aus: Die Zahl der Schlaganfälle, die durch die Gefäßprothesen eigentlich verhindert werden sollten, stieg nach dem Einbau der Implantate, wie eine im New England Journal of Medicine (NEJM) von September 2011 veröffentlichte Studie ergab. HH