Wölfe verschollen

Die Einwanderung der Tiere aus Westpolen Ende der 90er galt als Erfolg. Nun warnen Tierschützer vor Wilderern

BERLIN taz ■ Große Sorgen machen sich Wildschützer über das Schicksal von 14 Wölfen: Die Tiere, die seit einigen Jahren in Sachsen leben, gelten als spurlos verschwunden. Dabei galt die Rückkehr der vor über 100 Jahren in Deutschland ausgerotteten Wölfe bisher als Erfolg.

Ein Wolfspaar war vor fünf Jahren aus Westpolen eingewandert und hatte in den letzten fünf Jahren sechzehn Junge bekommen. Die Wolfskinder wuchsen auf dem Gelände des Lausitzer Truppenübungsplatzes Muskauer Heide auf. Mit den Bewohnern der wenigen umliegenden Dörfer gab es dabei kaum Konflikte: Nur in seltenen Fällen verriet ein gerissenes Schaf oder ein getöteter Hund die Nähe der Wölfe. Selbst erfahrenen Wildbeobachtern gelingt es nur sehr selten, die scheuen Raubtiere zu sichten. Ihre Beute besteht fast ausschließlich aus Rehen, Wildschweinen oder Rothirschen.

Doch nur noch die jüngsten Welpen des Muskauer Wolfspaares leben zusammen mit den Elterntieren. Die anderen haben jeweils zwei Jahre nach ihrer Geburt, wie bei Wölfen üblich, die Eltern verlassen. „Aber bis auf zwei von ihnen, die jetzt ein eigenes Rudel bilden, können wir die anderen Tiere nicht mehr finden“, sagt Wolfexpertin Ilka Reihnhart vom „Wildbiologischen Büro Lupus“ und ist beunruhigt. Denn Erfahrungen aus Ostpolen, wo noch über 500 Rudel leben, zeigen, dass etwa dreißig Prozent der Population Wilderern zum Opfer fallen.

Um die Tiere besser zu schützen, stellte der Naturschutzbund gestern einen Wolfsaktionsplan vor: Öffentlichkeitsarbeit soll die Akzeptanz der Tiere bei Jägern und in der Bevölkerung erhöhen. Auch sollen die Rückzugsräume der Tiere geschützt werden. Schließlich will man aus einem Ausgleichfonds Schäden – wie gerissene Schafe – ersetzen.

In Westpolen gelten die Tiere inzwischen wieder als so gut wie ausgerottet. ARNULF WIESCHALLA