Mahnmal im Visier

RECHTSEXTREME In Lüneburg verschwinden Stolpersteine, weitere werden verschandelt

Jetzt ist dort nur noch ein Loch. Bis Anfang dieser Woche noch erinnerten in der Bardowicker Straße zwei Stolpersteine an das jüdische Ehepaar Behr-Baden, das 1941/42 von Lüneburg nach Riga deportiert wurde. Weitere Steine wurden in der Nacht zum Donnerstag von Unbekannten mit Rudolf-Heß-Aufklebern verdeckt. Den Todestag des einstigen Hitler-Stellvertreters feiern alljährlich am 17. August Rechtsextremisten.

„Die Steine gefallen nicht jedem. Damit muss man rechnen“, sagt Gunter Demnig, als er von dem Klau in Lüneburg erfährt. Der Kölner Künstler hat die Stolpersteine erfunden und inzwischen in 430 Städten verlegt. Er selbst habe schon drei Morddrohungen verkraftet. „Aber jeder Stein“, kündigt Demnig an, „wird wieder ersetzt.“

Nach dem Verschwinden der beiden Steine erstattete Jochen Fischer von der Geschichtswerkstatt Lüneburg Strafanzeige. Jetzt geht der Staatsschutz dem Fall nach: „Wir warten noch auf konkrete Hinweise von Zeugen. Solange ermitteln wir in alle Richtungen“, sagt Polizeisprecher Thomas Glieze. Fischer und Olaf Meier von der örtlichen Antifa glauben, dass Neonazis am Werk waren: „Lüneburg hat eine ziemlich harte Naziszene“, sagt Meier. Er verweist auf eine „Gedenkfeier“ für Rudolf Heß am kommenden Montag im Lüneburger Clamartpark, für die derzeit im Internet geworben wird.

Die Antifa versucht dagegen vorzugehen. Obwohl die Stadt die geplante Route für eine Gegendemonstration nicht genehmigt hat, wird es am Montag um 18 Uhr eine Kundgebung auf dem Marktplatz geben – Motto: „NS-Verherrlichung stoppen“. EMM