Die Marine muss sich hinten anstellen

Die Stadt Wilhelmshaven hat sich ein neues Logo und einen neuen Slogan verpasst – beides liegt der örtlichen CDU eher schwer im Magen. Der Grund: Die Marine taucht darin nicht auf und der „Rüstringer Friese“ ist abstrahiert

In Wilhelmshaven schlagen die Wogen hoch: Es geht um die Außendarstellung der Stadt. Die rot-grüne Mehrheit im Stadtrat möchte die Stadt in Zukunft als „NordseeStadt Wilhelmshaven“ verkaufen, außerdem soll es ein neues Logo geben. Die örtliche CDU findet die Idee „ungenügend“ und hat „gleich mehrere Haare in dieser Marketing-Suppe gefunden“. Der dringende Wunsch der CDU: Die Marine muss im Namen auftauchen. Ihr Vorschlag: „Marine- und Nordseestadt“ Wilhelmshaven. Auch die rot-grüne Idee, das bisherige Stadtwappen, den Rüstringer Friesen, neu zu gestalten und abstrahiert einzusetzen, findet die CDU verfehlt.

Die rot-grüne Mehrheit blieb trotzdem bei ihren Plänen und will diese nun schrittweise umsetzen: In Zukunft trägt der Friese Schild und Speer schwarz skizziert und geometrisiert auf weißem Grund. Überraschend: Zu dieser unveränderlichen Bildmarke sollen variable Namenszusätze treten – die „NordseeStadt“ soll zwar die zentrale Wortmarke sein, wahlweise darf sich aber auch für „Kultur-“, “Marine-“, „Erlebnis-“, oder „Hafen-“ Stadt entschieden werden. Womit die CDU zurück ins Boot geholt worden ist.

Wilhelmshaven liegt mit seiner Logo-Veränderung voll im Trend. Auch Bremen nutzt eine stilisierte Version seines bekannten Schlüsselwappens, Oldenburg steckt sein „OL“ in eine gelbe Blase, garniert mit dem innovativen Sinnspruch „Oldenburg – das hat was!“.

Das Ziel ist allenthalben das gleiche: Touristen sollen in die Stadt, und Neubürger möchte man gewinnen. Vor allem Wilhelmshaven hat es bitter nötig: Die Einwohnerzahl sinkt seit Jahren kontinuierlich, zur Zeit leben dort rund 85.000 Menschen.

Ob eine neue Wortmarke in Punkto Tourismus was hilft? Jens Metzger vom Deutschen Städtetag sagt: „Namenszusätze können zur Profilschärfung beitragen.“ So zieht es die Menschen durchaus in die „Rattenfängerstadt Hameln“ oder die „Dreiflüssestadt Passau“. Wobei sich auch im Stadtmarketing eine Art Nord- Südgefälle feststellen lässt: Die Bayern mögen’s blumiger. Dort kann man „Bamberg – Die Traumstadt der Deutschen“ oder „Regensburg – Das mittelalterliche Wunder Deutschlands“ besuchen.

Alle diese Maßnahmen sind reine Marketing-Instrumente ohne dauerhafte Folgen. 2004 nannte sich Wolfsburg beispielsweise für sechs Wochen „Golfsburg“, um den neuen VW zu bewerben. Eine Sonderstellung nimmt Wittenberg ein, das „Lutherstadt“ als richtigen Namensbestandteil hat. Konservativ bleibt Aachen: Um die Stellung an der Spitze des Alphabets nicht zu gefährden, verzichtet man auf Nutzung des Vorsatzes „Bad“.Georg Götz