kurzkritik: Julia Hummer bei der „Dorfdisko“
„Könnt ihr ’n bisschen näher zur Bühne kommen? Wir sind heute ja nicht so viele …“ Julia Hummers Stimme klingt leise, fast dünn, sie verliert sich zwischen den nicht mal vierzig ZuschauerInnen in der Halle hinter Tor 48 am Güterbahnhof.
Ausgerechnet heute Abend ist Julia Hummer heiser, beim ersten Konzert ihrer Tour mit ihrer neuen Band Too Many Boys. Manchmal braucht sie zwei Anläufe, damit ein Lied nicht in einem Hustenanfall endet. Niemand (außer ihr selbst) scheint das übel zu nehmen. Man möchte nur irgendwann ihre Too Many Boys einmal kräftig schütteln, weil sie auf der Bühne eine Mauer aus Zigarettenqualm um ihr hustendes Frontmädchen errichten.
Julia Hummer schreibt ihre Stücke selbst – Rock ist es nicht, Folk klingt auch anders. Intensiv wird es vor allem bei jenen Songs, deren Stimmung eher gedrückt ist. Einzig diese Traurigkeit wächst zu einem großen Gefühl heran.
Mit ihrem Bassisten Christopher Uhe singt Julia Hummer ein Liebesduett – und der steckt dabei beinahe die Hände in die Hosentaschen. Erst im letzten Moment scheint ihm wieder einzufallen, dass er auf einer Bühne steht. Peter König
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