… MICHAEL BRAUN?
: Auf Einsicht verzichten

Es gibt sie noch, die reuigen Sünder, die einsichtigen Politiker, die Gegen-Wulffs und Antiehrensöldner. Michael Braun (CDU) ist einer von ihnen, und man könnte ihn nun getrost einen Helden nennen. Besser noch: eine Leuchte, einen Star, ein Idol. Denn der Exsenator für Justiz (12 Tage im Amt!) sagt jetzt: Ich verzichte auf mein Übergangsgeld. Berlin braucht mich nicht weiter auszuhalten. Behaltet den Rest der 50.000 Euro, ich kann selber arbeiten. Braun ist damit die Ausnahme von der Versorgungsregel, quasi ein Alleinstellungsmerkmal im Nachpolitikbetrieb. Chapeau!

Aber halt: Haben wir beim Hero Braun nicht was übersehen? Erst „ab April“ verzichtet er aufs Übergangsgeld, also nach über dreimonatiger Besinnungszeit und damit reichlich Stütze. Und das viele Geld sei wahrlich nötig gewesen, jammert er – bei den 12 Tagen Außendienst für den Senat. Klar, da kann eine Kanzlei ohne Chef ja schon mal fast pleitegehen. Die Knete hat der Abgeordnete und Anwalt als eine Art Anschubfinanzierung, als Wiedereingliederung in den Beruf gebraucht. Armer Braun!

Und noch was. Einsicht sieht anders aus: Denn die Moral in der Geschicht’ glaubt Hero Braun weiter auf seiner Seite. Für irgendwie verantwortlich in Sachen Schrottimmobilien hält er sich nicht. Juristisch war ihm ja auch nichts nachzuweisen. „Rufschädigung“ seien die Vorwürfe im Zusammenhang mit jenen komischen notariellen Beurkundungen gewesen, die ihn zum Rücktritt zwangen. Rufschädigung. Jawoll. Da ist er wieder, der alte Michael Braun, der Steglitzer Rechtsaußen und Scharfmacher. Der politische Gegner, die Kreuzberger Linken, die Medien, die wollten ihn und seine Ehre fertigmachen. So sieht es doch in Wirklichkeit aus. Braun, das Opfer? Das Geld herschenkt? Abenteuerlicher geht’s nimmer. Und darauf können wir verzichten. ROLA Foto: dapd