Schmid gegen Smith

Streit um Chefposten beim Zentrum für Europäische Rechtspolitik der Uni Bremen. Gericht stoppt Berufung

Bremen taz ■ Um die Berufung eines neuen Professors und weiteren Direktors für das Zentrum für Europäische Rechtspolitik (ZERP) der Universität Bremen ist ein heftiger Streit ausgebrochen. Ursprünglich wollte das Kuratorium des angesehenen Forschungsinstituts am vergangenen Mittwoch Christoph Schmid offiziell ernennen. Jetzt aber hat die unterlegene Lesley Jane Smith mit einer Eilentscheidung vor dem Bremer Verwaltungsgericht das Berufungsverfahren einstweilen gestoppt. Das bestätigte gestern der Universitäts-Sprecher Kai-Uwe Bohn.

Das Wissenschaftsressort hatte bereits Ende April entschieden, dass Schmid den Posten des ZERP-Direktors bekommen soll. Dennoch kämpfen beide KandidatInnen nach wie vor um die Stelle. Sowohl der Fachbereich Rechtswissenschaft als auch die Berufungskommission der Universität Bremen favorisierten am Ende eines langwierigen Bewerbungsverfahrens mit 26 KandidatInnen eindeutig die gebürtige Schottin Lesley Jane Smith, die derzeit noch als Professorin für Wirtschaftsrecht an der Universität Lüneburg lehrt. Auch die Unternehmensberatung Kienbaum sprach sich in einem eigens durchgeführten Assessment-Verfahren für Smith aus.

Gleichwohl will das Wissenschaftsressort den Zweitplazierten der Berufungsliste, Christoph Schmid, an die Spitze des ZERP befördern. Er wird von Wissenschafts-Staatsrat Rainer Köttgen – zugleich Vorsitzender des ZERP-Kuratoriums – ebenso bevorzugt wie von Uni-Rektor Wilfried Müller. Dementsprechend schlug Müller dem Ressort vor, den Zweitplazierten Schmid zu berufen – und begründet seine Entscheidung in einer Stellungnahme mit Schmids Forschungsleistungen.

Weil Müller die Erstplazierte Smith in seinem Schreiben jedoch als nicht berufungsfähig abqualifizierte, klagte sie vor dem Bremer Verwaltungsgericht – und bekam prompt Recht. Per einstweiliger Anordnung stoppten die Richter jetzt das Berufungsverfahren. Smith war am Freitag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Auch der ZERP-Betriebsrat hat sich in einer Stellungnahme für Smith ausgesprochen. Der von Müller bevorzugte Schmid sei „noch ungeeignet“ für die Lehre, heißt es darin. Und weiter: „Offen ist, ob er die Lehre an der Hanse Law School, rechtswissenschaftlicher Leuchtturm der Uni Bremen, auch nur annähernd so gut leisten kann wie die Erstplazierte.“ Die lehrt dort bereits seit drei Jahren – und mit großem Erfolg, wie ihr KollegInnen bescheinigen. Auch Schmids Qualitäten als Institutsleiter werden intern stark angezweifelt. Köttgen wollte zu den Vorwürfen am Freitag ebenso wenig Stellung nehmen wie Rektor Müller. Beide verweisen auf das laufende Verfahren.

Selbst der Wissenschaftsdeputation der Bürgerschaft will Köttgen keine Auskunft geben. Er habe sich geweigert, seine Personalentscheidung näher zu begründen, heißt es aus Abgeordnetenkreisen, auf Nachfragen sei er „fast ausgerastet“.

Ob Schmid am Ende auf die Stelle berufen wird, ist unklar. Rektor Müller hofft nach Bohns Worten jedenfalls noch auf eine „gütliche Einigung“ – zumal der Posten des ZERP-Direktors schon seit mehr als einem Jahr vakant ist. mnz