Französin Clotilde Reiss wird gegen Kaution freigelassen

IRAN Paris drängt auf ein Fallenlassen der Anklage. Behörden schließen eine Oppositionszeitung

PARIS/TEHERAN ap/rtr | Nach sechs Wochen im berüchtigten Ewin-Gefängnis bei Teheran ist die im Iran angeklagte Französin Clotilde Reiss gegen Kaution aus der Haft entlassen worden. Die 24-Jährige wird nun voraussichtlich bis zum Abschluss des Prozesses gegen sie in der französischen Botschaft leben. Frankreich hat die Behörden im Iran aufgefordert, alle Vorwürfe gegen die junge Frau fallen zu lassen, wie der Élysée-Palast am Sonntagabend mitteilte.

Die iranische Justiz wirft Reiss Spionage vor. Sie soll unter anderem Berichte über die Demonstrationen nach der umstrittenen Wiederwahl von Präsident Mahmud Ahmadinedschad verfasst und Fotos davon per E-Mail verschickt haben. Laut Anklage soll sie Frankreich mit Informationen aus dem Iran versorgt haben. Die 24-Jährige hatte an der Universität Isfahan fünf Monate Französisch unterrichtet und wurde bei der Ausreise am 1. Juli am Flughafen Teheran festgenommen. Vor knapp zehn Tagen musste sie sich in einem als Schauprozess kritisierten Verfahren vor dem Revolutionsgericht verantworten. Die Bilder der jungen Frau auf der Anklagebank gingen um die Welt.

Unterdessen schlossen die iranischen Behörden die Zeitung des oppositionellen Reformpolitikers Mehdi Karrubi. Die Staatsanwaltschaft habe am Sonntagabend eine vorübergehende Schließung angeordnet, erklärte das Blatt Etemade-e Melli auf seiner Internetseite. Bereits am Montag erschien die Zeitung nicht mehr. Eine Stellungnahme der Justizbehörden lag nicht vor.

Karrubi gehört zu den Anführern der Protestbewegung gegen den Ausgang der Präsidentenwahl vom 12. Juni. In der letzten Zeit mehrten sich Stimmen aus dem konservativen Lager, die fordern, Karrubi und Oppositionsführter Mir Hossein Mussawi festzunehmen. Beide waren offiziellen Angaben nach bei den Wahlen unterlegen.