Die Ehefrau kam nach

BEISPIEL UGANDA Der bisexuelle Ugander Eric Bwire bekam nach langem Kampf Asyl in Deutschland

BERLIN taz | Es sei ihm „rätselhaft“, warum Homosexualität „gegen die Ordnung der Natur“ verstoßen soll, sagt Eric Bwire. Doch in seiner Heimat Uganda droht für „schwere Unzucht“ und „Geschlechtsverkehr wider die Ordnung der Natur“ „lebenslänglich“. Bwire hat beides begangen. Der bisexuelle Ugander schlief mit Männern und gründete ein Schwulennetzwerk in einem Land, in dem Homosexualität wie in vielen Ländern Afrikas gesellschaftlich verpönt ist.

Bwire ist einer der wenigen Flüchtlinge, die hier in den letzten Jahren wegen ihrer sexuellen Orientierung als Flüchtlinge anerkannt wurden. Nachdem der heute 33-Jährige das Schwulennetzwerk Anti Homophobie Africain gegründet hatte, waren seine Tage in Mukono, einem Vorort Kampalas, gezählt: Wegen „Werbung für Homosexualität“ verhaftete man ihn und brachte ihn in das Gefängnis von Kololo.

Nach seiner Freilassung floh er nach Deutschland. Im April 2009 beantragte er Asyl, schon im Mai 2010 wurde er anerkannt. Zu jener Zeit waren die EU-Regierungen deutlich auf Abstand zu Ugandas Regierung gegangen. Ein Abgeordneter der Regierungspartei mit engen Beziehungen zu christlich-fundamentalistischen Kirchen aus den USA wollte die Todesstrafe für gleichgeschlechtlichen Sex mit Minderjährigen, Behinderten oder HIV-Positiven einführen.

Nach internationalen Protesten ist das Gesetzesvorhaben jedoch nun wohl vom Tisch. Ugandas führender Homosexuellen-Aktivist Frank Mugisha sagte kürzlich, die Diskussion habe dazu geführt, dass über Homosexualität heute offener gesprochen werden kann als früher.

Bwire lebt jetzt in Deutschland. Als anerkannter Flüchtling hat Bwire Anspruch auf Familiennachzug. Seit dem letzten Jahr leben auch seine Frau, die er in Uganda geheiratet hatte, und ihre zwei Kinder mit ihm in Nürnberg. Sie teilen sich eine Einzimmerwohnung. Bwire ist es nicht gelungen, einen Job zu finden. Er spricht mittlerweile fließend Deutsch, doch wenn er etwas nicht ganz direkt sagen will, benutzt er das englische Wort. „Tight“ sei es hier, sagt er. Frei übersetzt soll das wohl so viel heißen wie: „Alles nicht so einfach.“ CHRISTIAN JAKOB