Wochenübersicht: Bühne: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Auf einem idyllischen Campingplatz nahe dem belgischen Waterloo wird ein Kind ermordet. Verdächtig sind lauter Camper. Aus sechs Perspektiven erzählt das neue Stück von Marius von Mayenburg verschiedene Versionen des Tathergangs. Das Stück heißt wie die Reisekrankheit „Turista“, die manchem vielleicht besser unter der Bezeichnung „Montezumas Rache“ bekannt ist. Und natürlich wird hier in Wahrheit der Untergang des Abendlandes untersucht. In Wien wurde das Fünf-Stunden-Spektakel des belgischen Regisseurs Luc Perceval im Rahmen der Wiener Festwochen vergangene Woche uraufgeführt. Am Donnerstag folgt in der Schaubühne die Berliner Premiere.Der Dramatiker Werner Schwab hat auch nicht gerade freundlich auf die Gattung Mensch geblickt. In seinem bitterbösen Stück „Präsidentinnen“ lässt er drei Frauen sich ein hysterisches Lebensglück zusammenfantasieren und uns dabei in den Abgrund bürgerlicher Perversion blicken. Im Orphtheater sollte das Ganze eigentlich ab morgen in der Inszenierung von Nico Dietrich zu sehen sein, die Premiere muss aber wegen der Erkrankung einer Darstellerin um eine Woche verschoben werden. Neuer Premierentermin ist der 1. Juni.Ganz und gar ernst genommen wird der Bürger in Berlin wahrscheinlich bloß noch im Theater am Kurfürstendamm, wo am Freitag Eric-Emmanuel Schmitts schwarze Komödie „Kleine Eheverbrechen“ Premiere hat. Nach einem Unfall erkennt Gilles seine Frau Lisa nicht mehr, so dass sie ihm die Geschichte ihrer Liebe nacherzählen muss und natürlich hier und da ein wenig aufpoliert. Den gedächtnisverlustigen Gilles spielt Winfried Glatzeder.Und im Zuge des allgemeinen Nazi-Hypes gibt es nun auch in den Kammerspielen ab Samstag ein kleines Stück über Joseph Goebbels zu sehen – geschrieben und inszeniert von Oliver Reese.
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