: Zentralasien in Zahlen und Fakten
Zentralasien: Zu der Region im Zentrum des eurasischen Kontinents gehören fünf Ex-Sowjetrepubliken: Kasachstan, Kirgistan, Tadschikistan Turkmenistan und Usbekistan. Auf einer Gesamtfläche von 3,8 Millionen Quadratmetern leben mehr als 80 Millionen Menschen (Stand 2024). Die Region grenzt im Süden an Afghanistan und Iran, im Osten an China sowie im Westen und Norden an Russland.
OVKS: Der Organisation des Vertrages über kollektive Sicherheit, die 1992 gegründet wurde, gehören Armenien, Belarus, Kasachstan, Kirgistan, Russland und Tadschikistan an. Das Hauptziel der OVKS besteht darin, die Mitglieder vor bewaffneten Angriffen von außen zu schützen. Jährlich führen die Streitkräfte gemeinsame Manöver durch. In den 31 Jahren des Bestehens des Vertrags haben drei Staaten die Organisation verlassen: Aserbaidschan, Georgien und Usbekistan traten 1999 aus. Usbekistan kehrte 2006 zurück und verließ die Organisation 2012 erneut. 2023 intensivierte sich aufgrund des Krieges zwischen Armenien und Aserbaidschan um die Region Bergkarabach sowie der Passivität Russlands die Diskussion über die Präsenz Armeniens in der Organisation. Am 12. Juni 2024 erklärte Premier Nikol Paschinjan, dass Armenien keine andere Möglichkeit sehe und die OVKS verlassen werde.
Die Geschichte von Konflikten zwischen Tadschikistan und Kirgistan: Tadschikistan und Kirgisistan trennt eine 970 Kilometer lange Staatsgrenze. Gleichzeitig ist etwa die Hälfte dieser Grenze nicht eindeutig markiert, weshalb Grenzbewohner beider Länder Probleme mit dem Zugang zu Wasser, Weideflächen und Straßen haben. Die ersten Verhandlungen zwischen Kirgisistan und Tadschikistan zur Grenzfrage fanden Ende 2002 in der kirgisischen Hauptstadt Bischkek statt, ein Jahr später folgte ein Treffen in Duschanbe, der Hauptstadt Tadschikistans. Es ging um die Frage, welche Dokumente der Bestimmung der Grenzlinie zugrunde gelegt werden sollten. Kirgisistan schlug vor, sich auf Dokumente aus den Jahren 1955–1959 zu stützen, während Tadschikistan auf Karten von 1924–1927 bestand. Da ein Konsens nicht erzielt wurde, kam es zu ersten Konflikten. Die Auseinandersetzungen endeten mit Schießereien, Blutvergießen und Angriffen auf besiedelte Gebiete in der Grenzregion. Im September 2022 kam es zum schwersten Konflikt, bei dem allein nach offiziellen Angaben mehr als 100 Menschen ums Leben kamen. Derzeit versuchen beide Staaten, die Frage der Grenzziehung zu klären. Im Laufe von zwei Jahren wurden mehrere Dutzend Standorte in den umstrittenen Grenzgebieten identifiziert. Die Kontroverse besteht über rund 100 Kilometer der Staatsgrenze. In den 30 Jahren der Unabhängigkeit der Länder kam es im Fergana-Tal immer wieder zu Grenzkonflikten. Auch zwischen anderen Ländern Zentralasiens brachen Konflikte um Grenzgebiete auf.
Wirtschaftliche Folgen des jüngsten Konflikts: Im September 2022 wurde der Handelsverkehr zwischen Kirgistan und Tadschikistan vollständig eingestellt. Zuvor war statistischen Daten zufolge das Volumen des bilateralen Handels von 49,6 Millionen US-Dollar im Jahr 2018 auf 15 Millionen US-Dollar im Jahr 2022 gesunken. Die Exporte gingen jeweils um fast das Zehnfache zurück, die Importe um das Vierfache. Der starke Rückgang erfolgte vor dem Hintergrund von Meinungsverschiedenheiten über die Festlegung der Grenzen. Auch die Beziehungen zwischen den beiden Nationen verschlechterten sich. Neben dem Handelsbeziehungen hatte sich auch der lokale Tourismus entwickelt. Häufig nutzten Bewohner benachbarter Länder den internationalen Flughafen in der Hauptstadt Kirgistans für Flüge ins Ausland. Doch auch diese Möglichkeit hat Tadschikistan verloren.
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